Der Bahnhof The Station
Vorwort

In der Zeit der weltweiten Wirtschaftsdepression wuchsen wir in bescheidenen Verhältnissen auf. Wir waren eine große Familie und immer aufgeregt, wenn etwas Neues passierte. So erinnere ich mich an das Jahr 1933. Zu dieser Zeit wurde mir erst richtig klar, wie wohlbehütet wir doch in unserer Gemeinschaft waren. Dagegen gab es Menschen, die nur mit dem Nötigsten ausgestattet im Land umher streiften. In Waltons Mountain hatten wir diese Tramps nicht gekannt. Bis wir eines Tages unseren eigenen Bahnhof bekamen.

Kurz -
Inhalt
Die Eisenbahngesellschaft will die alte Güterbahnstrecke Lynchburg - Charlottesville für den Personenverkehr ausbauen. Waltons Mountain bekommt einen Bahnhof. Für viele Bewohner steht viel Aufregung bevor.
Der Bahnhof in Waltons Mountain. Jim Bob fragt nach einer Fahrkarte.
Inhalt

Das Tagewerk ist vollbracht, das Heulen des Sägeblattes weicht dem Rauschen des Waldes. Und die Abendsonne färbt die Wolken glutrot.
Wir saßen entspannt vor dem Radio und hörten die Abendnachrichten. Die leicht raue Stimme von H. G. Caltenborn berichtete, nach einem Banküberfall in New York: "Nun zu einem Streitthema, in dem die Eisenbahngesellschaft mit Grundstücksbesitzern in Virginia - seit einer Rekordzeit von zehn Monaten - verhandelt hat. Zwischen Charlottesville und Lynchburg", und wir zuckten auf, beugten uns näher an das Radio, "soll die alte Güterbahnstrecke auch für den Personenverkehr ausgebaut werden."
Nur noch im Hintergrund liefen die Nachrichten weiter. Langanhaltende Stille umwickelte die Familienrunde.
"Das heißt doch nicht etwa …?", stammelte Großmutter wie erstarrt.
"Wohl doch, Mutter." Daddy hob lächelnd den Kopf, blickte zu unserer Familie. "Das werden rosige Zeiten für Waltons Mountain. Unsere Geschäfte werden aufblühen vor Besuchern." Er sah seufzend Mama und Großvater an. "Vielleicht müssen wir unsere Sägemühle vergrößern."
Großmutter aber fuhr vom Schaukelstuhl hoch. "Und Gauner gibt's dann auch genug. Godsey wird sich freuen, wenn er jeden Tag seine Fenster reparieren muss! Unsereins war froh über die Ruhe hier."
Großvater legte plötzlich seine Hände auf die ihre. "Aber du musst zugeben: Du stehst als erste auf der Veranda, wenn jemand Neues kommt."
Großmutter zog ihre Hand von der Lehne weg, ermahnte Großvater mit Blicken. "Komm, alter Witzbold. Ab ins Bett." Ohne zu zucken, stakste sie die Treppe hinauf. Großvater erhob sich und folgte ihr grinsend.
Mama dagegen betrachtete mich geistesabwesend. Denn ich reiste gedanklich längst im Zug umher. Und schwärmte von New York.

Auf den Wegesrändern und Bäumen fleuchten Eichhörnchen und farbenfrohe Eidechsen. Vögel zwitscherten Lieder, die sich mit den wärmenden Strahlen der Sonne einten.
Ich und meine Geschwister marschierten zu Ike, wissensdurstig auf weitere Details von der Bahngesellschaft.
Als wir in seinen Laden traten und die Klingel über der Tür schellte, stand Ike am Billardtisch und wies einen fremden Mann scheinbar in das Spiel ein. Ike entschuldigte sich bei ihm und eilte heiter zu uns. "Guten Morgen. Was kann ich für euch tun?"
Ich ergriff das Wort, eifriger als je zuvor: "Ike. Hast Du schon die Nachricht von der Eisenbahn gehört?"
"Ja, sie wollen auf den Personenverkehr umrüsten", und Ike verfinsterte sein Gesicht.
"Ich kann es kaum erwarten, mit dem Zug durch die Staaten zu reisen", schwärmte ich. "Wenn die Station erst einmal steht …" Ich stand kurz davor hoch zu springen, zu jubeln und der Welt meine Freude zu verkünden. Doch Ike schnitt mir das Wort ab: "Soweit ich gelesen habe, gehören wir nicht zu den Zwischenstationen."
Meinen aufgeregten Geschwister wurden blass. Ich verstummte, und Ike fuhr fort: "Die ‚Southern Railway' muss dafür weiteres Land einnehmen und neue Schienen legen. Vielleicht kommen wir ja in ein paar Jahren zu unseren Bahnhof." Ike setzte wieder sein Lächeln auf, das aufmunterte, aber uns zugleich im Boden versinken ließ. So war er dahin, mein Traum, die Welt kennen zu lernen und bekannt zu werden. Abgeschottet werde ich doch nie Schriftsteller.
Ich verlangte einzig noch das Päckchen für Mama. Traurig wollten wir heimgehen, als sich der Fremde plötzlich am Billardtisch zu Wort meldete: "Wer erzählt denn solchen Unfug?!"
"Wer sind Sie?", fragte ich erstaunt.
Ike wollte antworten, doch der Fremde drängte sich nun ganz in den Vordergrund, schritt mit dem Billardstock auf uns zu. "Willst du meinen Namen wissen, oder die Bestimmung, warum ich in dieses kleine Nest gekommen bin, Junge?"
Er ließ mich nicht antworten, räusperte sich erneut: "Sir Albert Winston möchte ich angesprochen werden. Ich bin ein Beauftragter der Eisenbahngesellschaft, soll die Organisation und Architektur der zu bauenden Bahnstation übernehmen. Die Schienen werden bereits zum Zeitpunkt gelegt und sich in wenigen Monaten hier treffen."
Ich wollte meiner Freude erneut Ausdruck verleihen und den Mann ausfragen. Platzte nicht unerwartet Ike in meine Gedanken: "Tut mir Leid. Aber Sie müssen im falschen Ort sein. In der Zeitung stand Waltons Mountain nicht aufgeführt, Herr Winston."
Doch der Fremde antwortete nicht, rieb bedächtig die Spitze seines Stockes an einem Stück Kreide. Dann sandte er einen stachligen Blick zu Ike. "Ich bitte darum, mich Sir anzusprechen. Ich stamme aus hohem Adel."
Wir aber musterten ihn. Unter seinem grauen Polohemd trug er nur eine gewöhnliche, dunkelgraue Hose und leicht abgetragene Lederschuhe, die kleine Risse am Zehenbereich aufwiesen. Selbst seine Frisur stand struppig zu Berge. Da dazu eine Narbe seine rechte Wange durchzog, warf ich das Klischee eines Wohlhabenden eher außer Frage.
Ike gab nach: "Gut, Sir Winston. Wie erklären Sie …"
"Ein Fehler des Verfassers", unterbrach der Fremde. "Er hat die Orte nicht richtig übertragen."
"Das sind keine Beweise für Ihre angebliche - wie Sie sagen - Entsendung." Mir war der Kragen geplatzt. Wer glaubte dieser Schnösel, wer er war?
"Wieso habe ich dann die Genehmigung der ‚Southern Railway' , die eben umstrittene Station in einem Ort Namens Waltons Mountain zu errichten?" Er funkelte mich erbittert an und legte den Billardstab klappernd auf den Tisch zurück. "Ist das der Dank meiner Aufopferungsgabe, Godsey?" Er stelzte stürmisch zu Ikes Theke, zog einen Schwall aus Schweißgeruch mit sich und schnappte seinen braunen Edelhut vom Kleiderständer, setzte ihn auf. Ike dagegen wurde noch mürrischer: "Wo haben Sie nun Ihre Beweise?!"
Der Mann bildete ein Grinsen auf den Zügen. "Alles in Mrs. Bimmers Pension. Ich hänge die Genehmigung sowieso demnächst aus." Bevor er durch die Tür schritt, wandte er sich nochmals um. "Die Sache hat jedoch den Haken, dass alle ihren Teil zur Station beisteuern müssen, sonst verzögert sich der Bau unnötig. Geld wäre wünschenswert." Mit einem Nicken stahl er sich aus unserem Blickfeld, verschwand.
Statt im Jubel auszubrechen, herrschte bedrücktes Schweigen über meine Geschwister. Mein grimmiger Blick wandte sich zu dem Ikes. Der meinte: "Warten wir erst einmal auf seinen Aushang. Wenn er bis nächste Woche nicht an meinem Laden klebt, hat der Sir bloß eine große Lippe riskiert."
Plötzlich schluchzte Elizabeth neben mir: "Müssen wir jetzt hungern, damit wir genug Geld für den Bahnhof bekommen?"
Mit einem Lächeln hob sich sie in meine Arme, schaute ihr tief in die gesenkten Kulleraugen. "Nein, Schatz. Daddy wird etwas einfallen. Da mach' dir keine Sorgen."
So verabschiedeten wir uns von Ike und wanderten - mit dem Paket für Mama und einer neuen Geschichte - Richtung zu Hause.

Nach dem abendlichen Tischgebet und der Darlegung unseres Erlebnisses mit Sir Winston, hielt Daddy inne. Er wirkte nachdenklich. Wohl hatte er einen anstrengenden Tag hinter sich. Und die Hände, in denen er eine Truthahnkeule hielt, waren von der harten Arbeit zerfurcht. Er legte die Keule auf den Teller und erhob seine kratzige Stimme: "Geld will er also. Und wir bekommen als Gegenleistung die Bahnstation. Wann soll die Genehmigung aushängen, John-Boy?"
"Ich weiß es nicht. Er hat demnächst gesagt."
Daddy beugte sich leicht über den Tischrand. "Wenn sogar Ike dem Kerl misstraut, sollten wir nicht großartig mit Sparen anfangen. Wir haben so kaum Geld."
"Dann halten wir uns einfach aus der Sache raus", nörgelte Großmutter. "Meine Kartoffelpresse wird nicht mehr lang mitmachen."
"Was schlägst du vor, John?", fragte Großvater.
Daddy überlegte kurz, lehnte sich anschließend zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. "Die Bahnstation wird aus Holz bestehen, darf ich annehmen. Wir statten diesem Winston morgen einen Besuch ab", deutete auf Großvater, "und werden ihm unsere Dienste anbieten. So können wir auch für die anderen Gemeindemitgliedern einige Kosten sparen."
Plötzlich erhob ich das Wort: "So wie der Mann getan hat, lässt er sich auf keine Kompromisse ein. Er macht in meinen Augen ein unseriöses Verhalten."
"Ich würde auf John-Boy hören", meinte Großmutter. "Er hat ein Gespür für Menschen."
Die Diskussion ging weiter, ich dagegen grübelte. Wer war dieser Winston? Was für einen Rang hat er bei der Eisenbahngesellschaft? Oder war er nur ein Scharlatan, der durch die Orte streifte und die Bewohner auf den Arm nahm? Ich würde dem auf den Grund gehen müssen, um am Ende nicht deprimiert den Traum von New York einpacken zu müssen.

Der kommende Morgen begann mit Kinderlärm vor der Veranda. Ich rief erstaunt aus meinem Fenster: "Was ist denn da unten los?"
Meine Geschwister - abgesehen von Jason und Mary Ellen - tummelten sich aufgeregt auf den, gen Himmel staubenden Sandweg. Ben antwortete mir: "Wir wollen die Bewohner über den Bahnhof informieren. Kommst du mit?"
"Geht ohne mich. Ich muss nachher noch Chance' Stall ausmisten." Außerdem hatte ich keine Lust.
"Kommt", drängte Elizabeth mit ihrer rothaarigen Puppe in der Hand, "gehen wir."
Hinter dem Fenster beobachtete ich sie noch wegmarschieren. Hoffentlich schüren sie keine überstürzte Unruhe.
Wie eine Schar Schwalben schwärmten sie aus, sprachen jeden, der ihnen in die Augen stach, an. Ben, Elizabeth und Jim-Bob trafen die beiden Baldwin-Schwestern auf dem Weg. Die Frauen erhoben jedoch als erste das Wort, funkelten zu Ben. "Hallo, ihr drei. Ihr seid ja heute recht aufgeregt."
"Ja", plapperte Elizabeth. "Wir werden bald mit dem Zug fahren", und guckte ihre Puppe an. "Nicht wahr, Miss Margret?"
Ben fügte hinzu: "Gestern war ein Bahn-Architekt bei Ike. Er will eine Genehmigung der Eisenbahngesellschaft aushängen, dass er eine Station in Waltons Mountain errichtet."
Die Schwestern schauten sich verdutzt an. Dann leuchtete die Sonne in ihre von Falten verzierten Gesichter. Mamie Baldwin lächelte entzückt zu ihrer Schwester. "Das heißt ja, wir können bald durch die Staaten reisen, so wie es Papa getan hat."
"Ja. Sein Rezept können wir in aller Munde bringen. Papa bekommt die Anerkennung, die er verdient."
"Wo finden wir den Mann denn?", fragte Mamie Ben.
Der zeigte mit dem Finger in Richtung Pension. "Bei Mrs. Brimmer. Er möchte mit Sir Winston angesprochen werden."
"Oh, ein Adliger", schwärmte Miss Emily. "Wir sollten gleich mit ihm über die Verbreitung von Papas Rezept reden. Bringen wir ihm einige Gläser mit. Was meinst du, Schwester?"
"Aber natürlich. Gehen wir sofort zu ihm", stimmte Mamie zu.
Somit schritten beide davon und verbreiteten nebenbei die Nachricht weiter. Ben schüttelte nur den amüsierten Kopf.

Die Räder holperten über die Schlaglöcher der Straße wie über eine Geröllwüste. Es war früher Nachmittag. Und dennoch schwebte schwül-stechende Hitze über ihnen, die ihre Adern aufpumpte und sie zum pulsieren brachte. Sam und John hielten starr auf Mrs. Brimmers Pension zu, neben der ein schwarzer, auf Hochglanz polierter Dodge DC8 Rumble-Coupe stand.
Sam rutschte auf dem Beifahrersitz hin und her. Langsam glaube ich, wir haben es mit einem reichen Bauernfänger zu tun. Bei dem brauchen wir alle Überzeugungskunst, die wir bieten können, John."
"Dann brauche ich mir ja keine Sorgen zu machen. Du könntest sogar Präsident Roosevelt überzeugen."
Sam betrachtete immer noch den Dodge DC8, während John ihren Wagen davor einlenkte und hielt.
Kaum trat ihnen die Frau des Hauses - Mrs. Brimmer - entgegen, rief sie vor Freude aus: "John … Sam! Seid ihr auch gekommen, um Sir Winston eure Aufwartung zu machen?"
Die beiden blickten sich naserümpfend an, John wollte das Wort erheben. Doch Mrs. Brimmer schwärmte weiter: "Die Baldwin-Schwester waren bereits hier und haben gestrahlt, als sie mein Haus wieder verließen. Dieser Mann wird die Zukunft meiner Pension sichern." Plötzlich aber zog sie ihre Brauen nach unten. "Ihr wollt doch spenden, oder?"
John nickte. "Wir werden ihm dazu noch Holz für den Bau des Bahnhofs anbieten. Je früher er fertig ist, desto mehr Kundschaft für uns alle. Welches Zimmer haben Sie ihm zugeteilt?"
"Das untere, rechts neben der Küche. Ich lasse sogar die Küchentür aufgesperrt, damit es ihm an nichts fehlt."
Sam wollte etwas erwidern, aber John ermahnte ihn mit Blicken. So schritten sie wortlos ins Haus.
Kaum hatten sie geklopft, schallte eine heitere Stimme heraus. "Kommen Sie!"
Sie schritten durch die Tür, deren Angeln quietschten, als betraten sie ein Geisterschloss. Genauso fühlten sie sich auch im ersten Moment. "Der verdient nicht schlecht", pfiff Sam in die nach angezündeten Räucherstäbchen geschwängerte Luft. Kleine Pastellbilder hingen an den Wänden, welche eigentlich immer plump und leer waren. Jedes einzelne Portrait war mit einem goldenen Rahmen versehen. Ebenso glänzte ein silberner Kerzenständer auf der - mit Wüstenrelief dekorierten - Wachstischdecke. Daran saß ein grinsender Mann, mit struppig-grauem Haar. Vor ihm drei Schnapsgläser auf dem Tisch. Obwohl draußen, wie auch drinnen, eine drückende Hitze die Gemüter beschwerte, strahlten die fünf Kerzen auf dem Ständer zusätzliche Wärme aus.
Bereits als Sam die Gläser sichtete, trat er mit freudigem Lachen auf den Mann zu, der sich erhob. "Wie ich sehe, haben Sie die Ehre mit den Baldwin-Schwestern gemacht - Sir."
"Winsent", prustete Winston. "Wirklich bezau-u-bernde junge Damen. Ihr Likörchen wird einen hohen Marktwert bechom-men, wenn erst unsere Bahn mit ihm fährt."
Sam grinste John an, hielt senkrecht den Zeigefinger vor die Lippen. Sein Sohn verstand.
"Weswegen sind Sie gekommen, ihr feinen Leute?", drängte sich Winsent, Winston - wie immer er auch hieß - näher.
Sam antwortete mit einer Überzeugung, die selbst den Sir zurückbeugen ließ: "Wir wollen Ihnen den Vorschlag unterbreiten, für den zu bauenden Bahnhof gesäumte Holzbretter und Balken zu liefern. Im Gegenzug zahlen wir und Sie keinen Penny."
Winston aber erschrak, bäumte sich auf und trat auf Sam zu. Dieser roch stechenden Schweiß und eine bitteren Schnapsfahne. "Nix ohne klimpernde Münzen. So läuft unsere Gesellschaft nicht."
John stemmte sich in den Vordergrund. "Etwas anderes außer Holz können wir aber nicht bieten. Wir müssen sieben Kinder und uns vier Erwachsene ernähren. Wir haben zu tun, pünktlich das Geld für den Strom zusammen zu kratzen."
Winstons grimmige Züge fielen zusammen. Er ließ den Blick sinken, sagte: "Bedauerlich", um plötzlich zum offenen Kleiderschrank zu eilen. Unter den Anzügen und Hemden zog er einen zerknitterten Stapel Pergament heraus, knallte ihn auf den Tisch. Stolz hob er die Stimme, und den Finger auf das beschmierte, obere Blatt. "Dies ist der erste Grundriss der Station. Eine Skizze meiner architektonischen Referenzen."
John und Sam beugten sich darüber und erblickten eine Zeichnung, die sogar einem Zweijährigen mit zwei linken Händen gelungen wäre. Grob konnte man drei Ansichten eines Gebäudes erkennen, mit geschmierten Zahlen an den Rändern. "Beachtlich", sagte Sam. "Umso schneller es in die Tat umgesetzt wird, umso früher können Sie sich an diesem Meisterwerk ergötzen. Wann soll denn die erste Holzlieferung von Ihrer Gesellschaft hier eintreffen?"
Winston musste scharf überlegen, so wie er seine Schläfen massierte. "Puh … hab' denen noch gar nichts gemeldet."
Sam reagierte: "Dann rufen Sie die an und sagen, dass Sie Einheimische entdeckt haben, die eine professionelle Sägemühle und den Rohstoff besitzen. Die werden Sie befördern, da Sie so hervorragend organisieren können, Sir Winsent."
"Winsler", verbesserte er Sam. "Aber Ihre Idee … gefällt mir. Wie viele Bretter können Sie bis Ende der Woche liefern?"
"Es kommt auf die Maße an", entgegnete John.
"Sagen wir", und Winsler schielte auf seine Kunstwerke. "Drei Meter …
Nach einigen Zahlenverdrehern, Verbesserungen der Schwundmaße und Stotterern einigten sie sich endlich.
"Dann bis Freitag, bei der verlassenen Scheune im Westen", und Winston schielte auf seine Kunstwerke. "Heimisches Holz!"
"So kommen wir ins Geschäft", trumpfte Sam. "Wir wünschen noch einen angenehmen Tag, Sir Winsler", und schwängte den Hut.
Schwitzend verließen die beiden Waltons das Zimmer. Sam klopfte seinem Sohn auf die Schulter. "Wir pokern ziemlich hoch."
"Hoffentlich ziehen wir nicht die niedrigsten Karten."

Abends im Bett drehte John sich zu Olivia. Sie blickte mit gläsernen Augen ins Nichts. "Worüber denkst du nach, Liv?"
Sie drehte sich zu ihm. "Die ganze Stadt schwärmt schon über diesen Winston, der sich die meisten Tage nie sehen lässt oder uns abfällig anstarrt."
"Darüber machst du dir Sorgen? Das ist eben einer von der Eisenbahn. Homer Fergesen verhält sich auch nicht anders." Er kuschelte sich näher an sie heran. Olivia strahlte kaum Wärme ab. "Was bedrückt dich wirklich?"
"Ich habe Angst."
"Angst - wovor?"
"Wenn der Bahnhof erst einmal steht, haben wir bestimmt keine Nacht mehr Ruhe. Ich will nicht, dass jeder Streuner versucht, unsere Töchter zu verführen. John-Boy wird ihnen vielleicht auch nicht mehr lange zur Seite stehen."
John schürzte die Lippen. "Wir sollten keine Vorurteile treffen. Wer will in einen kleinen Ort reisen, der auf fast keiner Landkarte steht? Außerdem können wir dadurch Aufträge über Rockfish und Richmond hinaus einholen."
"Geld ist nicht alles, John. Das weißt du."
Der aber legte sich ermüdet auf die Matratze. "Vielleicht hast du Recht. Fehler bemerken wir erst hinterher. Lass' uns trotzdem abwarten, was die Zeit uns bringt", und küsste Olivia auf die Backe. "Gute Nacht, Liv."
"Gute Nacht." Doch Olivia bekam keine gute Nacht, wurde von Albträumen schikaniert, in denen ihr sogar Züge hinter dunklen Schatten auflauerten und sie knirschend und hupend verfolgten.
Am nächsten Morgen trat sie mit blauen, fast zufallenden Lidern aus dem Bett.

Ben stöberte bei Ike in einem Bastelkarton. Schrak er nicht auf, als plötzlich die Eingangstür rumpste. Das Glöckchen hatte Ike abgebaut, da ihn neuerdings jede Stunde mindestens fünf Bewohner belästigten, um mehr über Winston und den Bahnhof zu erfahren. Das Klingeln hat ihn allmählich um den Verstand gebracht.
Ein paar laute Schritte zum Tresen und die raue, räuspernde Männerstimme erklang, der Ben schon am ersten Tag seines Auftauchens gelauscht hatte. "Tag, Godsey. Ich erwarte ein Paket."
Ike nickte bloß, flitzte zur Postkabine und zog - nach Sekunden des Suchens - ein faustgroßes, plumpes Päckchen heraus. Als er auf den Absender schielen wollte, hustete Sir Winston. "Bitte um Diskretion."
"Es tut mir Leid", und Ike drückte den Karton vor Winston auf die Theke. "Wollen Sie sonst noch was?"
"Nein", und der Mann verschwand so schnell, wie er gekommen war. Ike sah ihm ernst nach.
Plötzlich trottete Ben - mit den Händen in den Hosentaschen - zu Ike. Ike setzte endlich wieder sein Lächeln auf. "Na, Ben. Hast du etwas für dich gefunden?"
"Leider nein. Aber ich habe eine Idee, was den Bahnhof angeht."
Ike konnte das Wort nicht mehr hören und blockte ab. Ben schlug dennoch vor: "Wenn die Züge erst fahren, können Sie hier doch Fahrkarten verteilen."
"Jetzt ist aber genug, mit der Schwärmerei", rief Ike, brüllte beinahe, obwohl er das nie gewohnt war. "Ich will nichts mehr vom Bahnhof und Winston hören. Hast du verstanden?!"
Ben schrak zurück, fuhr dann aber selbst auf: "Sie sind bloß neidisch, dass Sie nicht so tolle Ideen haben. Dann baue ich halt den Ticketautomat selbst."
"Macht, was ihr nicht lassen könnt." Ike winkte ab, türmte vor Bens Blicken zum Postfach.
Als Ben störrisch die Tür ins Schloss fallen ließ, zog Ike die Hand durchs nasse Gesicht. Wenn er nicht Acht gab, entwickelte er sich zum unbeliebtesten und wenig besuchtesten Mann in Waltons Mountain. Gut: Ohne sein Geschäft hätten die Einwohner nicht einmal Kerzen im Haus. Dennoch spürte er, dass er immer egoistischer und mürrischer wurde. Er brauchte Klarheit über das Vorurteil, das ihn plagte.
Abrupt nahm er ein Lächeln an - diesmal eher listig - und schnappte sich Briefkuvert, Zettel und Stift. "Dann wollen wir mal sehen", und schrieb. Der Brief würde noch heute abgeholt.

Abends saßen Großvater, Daddy und ich gemütlich am knisternden Kamin. Die Wärme prickelte auf unser aller Haut. Daddy ließ geistesabwesend eine Münze auf den Tisch kreiseln.

Großvater brach die Stille: "Was wird - wenn wir die Zugstation erst einmal fertig haben - auf uns zukommen?" Mama hielt inne und lauschte.
Daddy antwortete als erster: "Es werden Reisende auftauchen und sich sesshaft machen. Viele neue Gesichter." Und beugte sich, mit zuvor scheppernder Münze in den Händen, vor. "Mit Pech verdrängen die reichen Industrienationen unsere Geschäfte und alles wird nur noch importiert."
Trotz der Bedrückung meldete ich mich zu Wort: "Vielleicht verirren sich aber auch Gelehrte und hilfsbereite Menschen in unser Dorf. Alle Wege führen nach Waltons Mountain", und ich lächelte dreist.
Großvater streute noch eine Brise drauf: "Und ein paar junge Frauen vertreiben auch die Zeit."
"Für John-Boy findet sich da bestimmt die Richtige", meinte Daddy.
Doch Großvater überzog ein breiter werdendes Lächeln. "Nicht nur für ihn."
Während wir herzhaft auflachten, nörgelte Großmutter aus der Küche. "Pass' auf, wenn die ersten kommen und ich dich an die Leine binde. Dein Gesicht möchte ich dann sehen."
Großvater meinte nur: "Als wir frisch verheiratet waren, hast du auch jungen Männern hinterher geschaut. Weißt du noch?"
"Die sahen auch nicht besser aus, als du heute."
Ich schüttelte amüsiert den Kopf. Mein Blick fiel auf Mama, die bedrückt zu mir herüber sah. Ich wurde plötzlich trauriger, als ich es je gespürt habe.

Die Tage verstrichen. Jeder wartete auf Neuigkeiten von Winston. Bis eines Morgens ein mit Schreibmaschine bedrucktes Blatt an Ikes äußerer Schautafel flatterte. Viele Einheimische tummelten sich darum, und es wurden immer mehr.
Sie lasen:



‚Liebe Bewohner von Waltons Mountain,
wir verkünden hiermit den Bau einer Eisenbahnstation in Ihrem Ort. Die Schienen werden bereits, von der Hauptstrecke aus, umgelegt.
Da wir uns leider keine hohen Kosten mehr leisten können, bitten wir jeden Bewohner, unserem Vertreter Sir Albert Winston Spenden von 2 bis 5 Dollar zu überreichen. Damit können wir die Bahnstrecke und -station ohne Stockungen, sowie unnötige Einsparungen fertig stellen. Und Ihren Familien vielleicht eine Welt außerhalb Ihrer Gemeinde näher bringen.
Fragen stellen Sie Sir Albert Winston. Unzubeantwortende wird er an uns weiter leiten.

Hochachtungsvoll

Southern Railway Lines/Richmond, Fredericksburg and Potomac Railroad
Linking North and South
Im Namen von Präsident Fairfax Harrison'



Die Leute vor dem Blatt tuschelten. Alle sprachen sich begeistert für die Spende aus, außer ein paar Wenige, die genau wie Ike und Ester nichts mit der Sache zu tun haben wollten.
Somit marschierte der Großteil flink zu Mrs. Brimmers Pension. Elizabeth - mit ihrer fast ebenso großen, rothaarigen Puppe - und Jim-Bob zwängten sich dabei mühsam in Ikes Laden.

Zur gleichen Zeit klapperte und schepperte es im Haus der Waltons. Mary-Ellen war in einen grausigen Wahn gefallen, raffte alles zusammen, was - in ihren Augen - keinen Nutzen mehr brachte. Plötzlich marschierte Ben ins Jungenzimmer und entdeckte sie, brüllte: "Mary-Ellen!", stürmte zu ihr. "Lass' die Finger davon!", und riss ihr Teile aus Metallschrott aus den Fingern.
Mary-Ellen rief erbost: "Was willst du damit? Mr. Vernon gibt mir bestimmt 2 Cents dafür."
Ben guckte auf das Gewirr aus kleinen Zahnrädern, Metallfedern, Ketten und einem faustgroßen Metallgehäuse in seinen Fingern. "Du kannst doch nicht einfach", und starrte in seiner Schwester Augen, "Sachen, die dir nicht gehören, stehlen! Das sag' ich Mama."
Mary-Ellen aber zuckte mit den Schultern, machte stur "Hmm", und schritt an ihm vorüber. Bevor sie aus dem Zimmer stolzierte, sprach sie noch: "Ich zeige Mama deinen Schrotthaufen. Sie wird sich an den Kopf greifen."
Ben wandte sich herum. Doch war Mary-Ellen schon fort. Er sah auf die Metallteile in seiner Hand und dachte: Dann baue ich ihn mir eben rasch zusammen. Mama wird staunen.

Jim-Bob stapfte bedächtig zu Ikes Tresen, blickte abwechselnd hin und her, als suche er etwas. Elizabeth hockte vor einer Glaskugel, die sich - elektrisch angetrieben - in einer halbrunden Schale drehte.
Gerade sprang Ike von einem der hintersten Regale hervor. "Hallo Jim-Bob, hallo Elizabeth. Wie geht es euch?"
"Gut", murmelten beide im Chor.
Ike beugte sich derweil über die Tresen und flüsterte Jim-Bob ins Ohr: "Sind die Bewohner schon von der Schautafel verschwunden?"
Jim-Bob nickte, sah sich darauf verlegen nach allen Seiten um. Ike reagierte: "Hältst du nach etwas Bestimmtem Ausschau?"
Statt Jim-Bob antwortete seine jüngere Schwester, während sie gebannt die Kugel beobachtete: "Er sucht den Bastelsatz der Modelleisenbahn."
Mit leicht einsackenden Mundwinkeln sagte Ike: "Die ist leider längst weg, Jim-Bob. Kann ich etwas anderes gutes für dich tun?" Hinter den Tresen vergrub er seine Finger in der Platte, die leicht knirschte.
Als Jim-Bob meinte: "Nichts weiter", und Elizabeth von der Glaskugel trennen wollte, schnaufte Ike in sich hinein: "Warum kräht jeder nach einen Bahnhof, der nicht im Ansatz steht?"
Doch die zwei Waltonkinder schraken zurück, mit großen Augen und entsetztem Keuchen. Ike hatte den Satz versehentlich laut ausgesprochen. Die Reaktion von Elizabeth war umso heftiger, da salzige Tränenrinnen an ihren Lidern hinab tropften. "Sie sind ein böser Mann geworden. So kennen wir Sie gar nicht." Abrupt packte sie ihren Bruder am Arm. "Lass uns gehen, Jim-Bob."
Godsey aber stand ebenso starr und mit traurigen Augen da. Er hat seine Seele verloren. Wenn er weiter stürzte, packte ihn der Teufel und stach ihm glühende Felssplitter ins Fleisch. Immer und immer wieder. "Dieser Bahnhof."
Und da fiel es ihm ein: Er hatte als Kind selbst davon geschwärmt und damit gespielt. Schön war die Zeit.
Bevor die Kinder trotzig aus den Laden schlurften, rief Ike besonnen: "Warte, Jim-Bob! Ich habe noch einige alte Modellschienen und -waggons oben auf dem Boden. Wenn du dich einen Moment geduldest, hole ich sie dir runter." Eifrig wartete Ike auf seine Reaktion.
Während Jim-Bob sich umdrehte, wurden seine Kinderaugen immer größer. Ike erkannte den Schimmer seiner alten Jugendjahre darin. Ihm genügte allein die Reaktion des Jungen und er rannte ins Haus hinein, die Bodentreppe hoch und kam nach Minuten freudestrahlend wieder herunter. Spinnweben zogen sich über seine Schürze. In der Hand dafür ein großer Pappkarton.
Als er ihn auf einen Stuhl neben der Theke stellte, kam Jim-Bob heran. Dieser hat derweil mit Elizabeth die rollende Glaskugel beobachtet, die nun eigenartig und in verschiedenen Farben zu leuchten begann.
Kaum den Deckel geöffnet, rief Jim-Bob auf: "Die sind ja toll!"
Ike glänzte vor Stolz. "Ja. Das ist ein Original "Lionel Spur 0" Modellsatz. Die Lok hat damals leider mit meinem Cousin Bekanntschaft geschlossen. Der hat sie vollkommen kaputt gemacht."
"Es ist traurig, dass Kinder ihr Spielzeug nicht mit Respekt behandeln", meinte Jim-Bob selbst.
"Dann versprich mir, dass du besser darauf aufpasst", und Ike drückte ihm den Karton in die Hand. Wenn jemand noch Wertegefühl in dieser Welt besaß, dann waren es die Waltonkinder. "Ich schenke ihn dir. Bei mir verstaubt er bloß."
Jim-Bob guckte erstaunt, schließlich verdutzt zu Ike hoch, der sich wieder lächelnd aufbäumte. "Danke, Mr. Godsey." Ike zerzauste ihm das Haar.
Bevor die Walton-Geschwister aus den Laden stolzierten, blickte Elizabeth zurück zu Ike. "Wie viele Glühwürmchen sind da drin?", und zeigte auf die Kugel mit den wechselnden, bunten Lichtern.
"Ich weiß nicht", grinste Ike. "Soll ich sie für dich zählen?"
Doch Elizabeth schüttelte den Kopf. "Nein. Lassen Sie sie frei."
"Gut. Das tue ich, bevor ich die Lichter heute lösche. Bestimmt glüht dann auch eins vor deinem Fenster, um sich zu bedanken."
"Das wäre schön, Mr. Godsey." Damit verabschiedeten sich die beiden und marschierten mit Hoffnung und Ehrgeiz nach Hause. (Anmerkung: Eine wunderschöne Stelle!!)
Und Ike war endlich frohen Mutes … bis er wieder einige Leute in die Richtung der Pension marschieren sah. Rasch legte er seine verstaubte Schürze auf den Stuhl, schloss den Laden ab und folgte ihnen. Er wollte eine Spende tätigen, für eine gemeinnützige Sache.
Winstons Kasse klingelte heute noch genug.

Früh war's, als das Zirpen der Grillen, das Plätschern des Baches und das Zwitschern der Vögel durch das Kreischen des Kreissägeblattes übertönt wurde. Erst nach mehreren Stunden setzten die lieblichen Geräusche im Hintergrund wieder ein.
Großvater, Daddy und ich packten die letzten Bohlen auf den Laster, schwitzten wie gehetzte Hunde, rochen dafür aber mehr nach Harz.
Großvater pfiff, während er den letzten Riemen festzurrte: "Voll der Hänger, zufrieden gelacht, dem Bahngeschäft eine Freud gemacht", und kicherte, wie nach zu viel Gläsern vom Rezept.
Ich wollte gerade vor Übermut auf den Fahrersitz springen, als Daddy mich stoppte. "Das Holz werden Großvater und ich zu Winston schaffen. Du kümmerst dich derweil um Reckless Bein, schienst und bandagierst es." Der humpelte seit heute Morgen. Daddy hat ihm einen Metallnagel aus der Pfote gezogen.
Kaum waren sie aufgestiegen, dröhnte der Motor auf und ich schnupperte die dreckigen Auspuffgase. Der aufgewirbelte Staub legte sich sobald und der Wagen stahl sich aus meiner Sicht. Ich machte mich an die Arbeit. Reckless winselte mir schon an der Leine entgegen.
Zuvor musste ich meine Kleider wechseln und die Hände waschen; die klebten wie Kleister. Ich schlich gerade am Jungenzimmer vorbei, als ich etwas darin scheppern hörte. Und Bens Ausruf: "Ach, Mama." Die aber war unten in der Küche. Also drückte ich mein Ohr an die Tür.
"Verdammt!", rief Ben. Keine viertel Minute später: "Ich werde wahnsinnig!"
Mir riss die Geduld, ich stemmte die Tür auf, wollte Ben die Ohren lang ziehen für seine sündigen Worte. Sauste mir nicht etwas Glitzerndes entgegen, von dem kleine Teile absplitterten. Ich wich erschrocken aus, hörte das Ding vorbeizischen und an der Flurwand zerschellen.
"Mist!", rief Ben und hämmerte mit den Händen auf den Tisch, vor dem er saß.
"Jetzt reicht es, Ben! Deine Flüche hört man ja durchs ganze Haus." Ich fasste ihn an der Hand, er schlug zurück und entriss sich mir dadurch. Meine Faust schmerzte nun vor Hitze. "Was ist denn los? Was war das, was du soeben weggeschleudert hast?" Ich deutete auf den Schrotthaufen im Flur.
Als Ben mir nur grimmige Blicke zuwarf, schlug ich laut hallend auf den Tisch. "Sag' endlich!"
Ben seufzte: "Das sollte ein Fahrkartenstempel mit verstellbaren Ziffern werden. Immer wieder ist eine Zahnradspitze abgebrochen. Ich bekomme nie etwas richtig hin. Daddy weiß, warum er mich nicht an die Säge lässt."
Meine Wut schlug in Sorge um. "Mach' mal halblang. Du hast schon vieles zusammengebastelt, was uns seit Jahren großen Nutzen bringt."
Ben unterbrach: "Alles geht immer häufig kaputt."
Ich zuckte die Schultern. "In der Übung liegt der Meister. Bestimmt wirst du auch das Radio reparieren können, wenn es einmal nicht geht. Daddy wird auch dich irgendwann an die Säge lassen. Denkst du, bei mir war's anders?"
Ben schüttelte - sichtlich erheitert - den Kopf. "Vielleicht hast du …"
Plötzlich rief Jim-Bob ins Zimmer: "Wem gehören die Zahnräder im Flur?"
Ben erhob sich. "Ich bringe das Zeug am besten zu Mary-Ellen. Die wird mehr Freude daran haben", und torkelte zum Schrotthaufen.
"Nein!", rief Jim-Bob. Ich brauche noch Teile für meine Eisenbahn. Mr. Godsey hatte keine Lok, also baue ich sie selbst."
Ich dagegen zwängte mich an den beiden vorbei. "Ben würde dir bestimmt dabei helfen - oder?"
Bevor ich zur Tür hinaus war, erblickte ich nur noch, wie Ben auf den Wecker zeigte, den Mary-Ellen bei ihrer Sammlung übersehen hatte.

John und Sam warteten eine halbe Stunde an der alten, verlassenen Scheune im Westen von Waltons Mountain. Kein Winston weit und breit in Sicht.
Schließlich platzte ihnen die Geduld und sie polterten zur Pension. Darin saß er auch und kassierte die Bewohner ab. Trotz des Frusts, stellten sich die beiden hinten an, hörten angespannt die Kasse schellen.
Als sie endlich am Tisch standen, erinnerte John Sir Winston: "Anscheinend haben Sie unseren Termin vergessen, Sir."
"Welchen Termin?", fragte Winston nebenbei, während er die Spenden in ein Heft eintrug.
John und Sam wurde flau. Sam agierte diesmal: "Wir haben hundert Holzbohlen für den Boden des Bahnhofs geschnitten. So betrunken waren Sie vor einer Woche gar nicht."
Winston zuckte bloß mit den Schultern.
"Hören Sie." John wurde lauter. "Wir hatten eine Abmachung. Entweder wir sägen für Ihren Bahnhof das Holz, oder wir geben Ihnen keinen Cent."
"Tut mir aufrichtig Leid, die Herren, aber wir haben nichts schriftlich festgehalten. Guten Tag", und winkte ab. "Kommen Sie nächstes Mal mit klimperndem Metall zurück. Vielleicht werden Sie Ihr Holz woanders für einen günstigen Preis los."
John wollte auffahren. Sam hielt ihn davon ab, zog ihn aus dem Raum, in dem sich nur noch der Architekt aufhielt. John fluchte: "Das werden Sie zurück kriegen, Winston!"
"Sir Winston, für euch kleinen Farmer", nörgelte der.

"Mir sind schon viele Scharlatane unter die Fittiche gekommen", sagte Sam. "Aber der hier übertrifft alle mit seiner Dummheit."
"Über wen redet ihr denn so hoch her", rief eine spitzbübische Männerstimme.
Die beiden Waltons drehten sich gereizt um, und erblickten Yancy Tucker. Er trug zerlumpte Hosen und ein weiß-braun-kariertes schmutziges Hemd. Er roch nach Schweiß und Kräuterlikör.
Johns Wut verflog: "Wir reden über diesen Winston - den Eisenbahnvertreter."
Yancy grinste. "Den guten Sir Winston also", und lachte kaltherzig. "Welch ein gottloser Hurensohn. Hat er euch weitere Lügen aufgetischt?"
John schilderte ihm sogleich die Situation, während sie zum Wagen liefen. Und Yancy legte ihm die Hand auf die Schulter. "Keine Bange. Ich werde mich um diesen Winston kümmern. Gleich morgen früh."
"Plane bitte nichts Unüberlegtes, Yancy."
Der aber schien John überhört zu haben. "Wenn ich mit ihm fertig bin, werden wir froh sein, keinen Bahnhof zu bekommen."
"Was hast du vor?"
Yancy flüsterte nunmehr: "Ich habe einen Verdacht. Mal sehen, ob er sich bestätigt. Dir gebe ich als erstem Bescheid. Ich hoffe, deine Frau kocht morgen Mittag für mich auch mit?"
Mit der Witzelei verabschiedeten sie sich voneinander. Dennoch waren John und Sam enttäuscht, als sie - mit dem ganzen, klappernden Gepäck - nach Hause kurvten.

Am Abend schilderten Daddy und Großvater uns die große Pleite mit Winston. Kaum jemand sagte ein Wort. Und zwei Fragen schossen von einem Blick zum nächsten: Wem verkaufen wir nun das extra zugeschnittene Holz? Und wie stellte sich dieser Winston eigentlich den Bahnhofsbau vor? Denn theoretisch wird erst die Schiene gelegt, und nach der ersten Hälfte dann mit dem Stationsbau begonnen.
Diese Grübelei würde mich kein Auge zudrücken lassen. Also arbeitete ich in die Nacht hinein und tippte so leise wie möglich. Niemand bemerkte etwas. Mein Licht brannte bis Mitternacht.

Yancy hatte gestern den Sheriff aus Rockfish angerufen. Und wartete seit nunmehr einer Stunde neben Mrs. Brimmers Pension auf ihn. Es war ein trüber und wolkenverhangener Morgen. Dennoch ohne Morgentau und Nebel. Die finsteren Wolken stülpten sich über ihn zu einem Monstrum auf, das jederzeit sein Maul öffnen, brüllen und ihn unter Tonnen aus Wasser begraben konnte.
Yancy lenkte sich ab, sah zum Eingangstor der Pension. Niemand trat ein, noch aus, da ja alle Geschäftsleute das Wochenende mit Arbeitsende verwechselten.
Doch immer wieder starrten die Anwohner zu dem Fenster, wo Winston hockte und sein Geld zählte. Die, die vorbei gingen, raunten bereits: "Hat er uns überhaupt gesagt, wo der Bahnhof errichtet werden soll?", oder "Wann werden die ersten Güterwagen von der Southern Railway eintreffen?", "Für was wird unser Geld überhaupt verwendet? Mit allem kann man drei Bahnhöfe bauen."
Yancy konnte den inneren Druck nicht mehr lang zurück halten. Und wieder einer: "Bestimmt führt Sir Winston jetzt dutzende Telefonate mit seinem Amt." Dann flüsterte einer zu seiner Frau, was Yancy nur mit Mühen verstand: "Hast du das gestern mit den Waltons mitbekommen? Da hat dieser Winston Holz bei ihnen bestellt und sie am Ende mit der Lieferung wieder fortgeschickt. Wieso haben wir dem Kerl nur unser Ersparnis gegeben?"
Yancys Backen liefen blutrot an, sein Hals quoll auf … und er sprang laut krachend auf eine Holzkiste: "Ja! Warum sprecht ihr eure Zweifel nicht alle aus!" Er zeigte auf das zuletzt beobachtete Ehepaar, das sich als erstes umdrehte. "Warum haben wir diesem Mann unser Geld gegeben, ohne eine Quittung oder ein Dankeschön bekommen zu haben?" Die Anwohner drängten sich empört aus ihren Häusern, schritten dennoch neugierig näher. "Dieser Mann ist ein Scharlatan, sag' ich euch." Ein kurzes Raunen wehte durch die Gruppe. "Erst gestern Mittag hörte ich von einem Rechtsstreit zwischen Winston und John Walton. Winston hat ihnen einen mündlichen Auftrag für die Bahnhofsbretter gegeben. Bei der Ablieferung hat er sie abgespeist und samt Holz wieder weggeschickt!"
"Stimmt", rief der Mann in der Gruppe.
Yancy redete weiter: "Ihr alle kennt John Walton und wisst, dass er nie lügt. Wieso sollte er eine Ladung Holz schneiden, ohne einen Auftrag dafür bekommen zu haben? Wer ist dieser Winston, wenn er überhaupt so heißt?!"
Die Menge begann zu tuscheln, es kamen immer mehr Leute zusammen. Einzelne Wassertropfen platschten vom Himmel.

Die Stufen erklommen, schellte die Klingel über der Tür. Da stand ich nun mit einer schweren Last in den Händen. Der Brief wog Zentner. Und doch war es nur ein bisschen Papier mit Buchstaben aus Druckerschwärze. Aber die Antworten auf die Fragen, die ich darin stellte würde uns über Sir Winston aufklären. Ich wollte wissen, welchen Posten er in der Eisenbahngesellschaft besetzte, zu welchen Maßnahmen er befähigt war, die Ziele der Bahn zu vertreten, und ob er einfach einen Auftrag, den er erteilt hat, ablehnen darf. Kurz hatte ich das gestrige Desaster mit Daddy geschildert. Hoffentlich schrieb die Gesellschaft zurück, rechtzeitig. Bevor noch mehr Unverhofftes eintrat.
"Hallo, John-Boy", riss mich plötzlich Ike aus den Gedanken. "Wie ich sehe, hast du einen Brief." Er hüpfte - fröhlich wie jeher - heran. "Wieder eine deiner Geschichten?"
"Nein, Ike. Diesmal ist es etwas Geschäftliches." Prompt übergab ich ihm den Brief. Das Gewicht löste sich von mir. "Er geht nach Richmond, 102 Hull Street. "
Kaum geblinzelt, schritt Ike mit dem Brief zu seinem Postschalter. Als er darin Platz einnahm, fragte er, während ich heran trottete: "Willst du ihn als Einschrei…", und stockte. "Nanu?" Dabei griff er in das Eingangsfach und beäugte den Absender des anderen Briefs.
Abrupt legte er mein Kuvert und sein Lächeln beiseite, riss hastig den zweiten Brief auf. Kaum ausgefaltet, huschten seine Blicke über die Zeilen. "Jetzt haben wir ihn", und klatschte den Zettel auf die Theke.
Zögernd begann auch ich zu lesen. Der Absender war mit dem von meinem identisch. Meine Augen huschten immer rasanter über die Zeilen und je länger ich las, umso wütender wurde ich. "Wir müssen der Gemeinde Bescheid geben!"
Doch Ike nahm mir das Blatt wieder ab, schleuderte seine Schürze über die Ablage und flitzte hervor. "Vorher müssen wir ihn aufhalten!" Er stürmte zur Tür raus, dahin, wo weitere Leute in Massen hinliefen. Ich folgte ihm. So ergibt das meiste einen Sinn!
Plötzlich schoss der Polizeiwagen von Rockfish mit Sirenengeheul an mir vorbei.

Endlich sauste der Sheriff heran und stoppte. Yancy atmete auf. Was ihn aber mehr beeindruckte, war die kreischende Sirene. Seine Vermutung war doch nicht falsch.
Niemand bemerkte, wie ein Vorhang zappelte und kurz darauf die Tür im Haus knallte.
Eb Bridges stieg in eiligen Sprüngen aus und zu Yancy, rief ihm zu: "Es gibt keinen Albert Winston im Amt der Southern Railway! ", und trat neben Yancy. "Deine Beschreibung trifft auf einen Landstreicher, der sich durch Betrügereien an Gemeinden bereichert hat. Er wurde nie geschnappt."
Ein Donnergrollen erschütterte die Luft. Es begann immer mehr zu nieseln.
"Wenn der Kerl mit unserem Geld verschwindet, was dann?!", schrie Yancy in die geschockte Menge. "Die Bahngesellschaft wird uns die Tür vor der Nase zuschlagen, wenn wir da aufkreuzen! Holen wir uns jetzt zurück, was uns gehört!!"
Und alle schrieen vor Zorn. Ike und John-Boy flitzten heran, während die Meute in die Pension stürmte.
"Sie haben's auch schon begriffen", hechelte Ike, als wir als Letzte in die Pension rannten.. Mrs. Brimmers Flüche und Fragen ließen wir an uns abprallen. Dann die Rufe aus Winstons aufgerissener Tür: "Er ist weg." "Wo ist unser Geld!" "Da, auf dem Tisch: Ein Stempel der Southern Railway. Spielwarenprodukt?!" "Seine Sachen sind auch weg!"
Und ein lautes Brummen heulte hinter uns auf. Ike machte prompt kehrt. "Er haut ab. Komm' John-Boy!"
Ike stürzte ins Freie zurück … und kurzerhand in Sheriff Bridges Wagen. Aus den Tropfen vom Himmel wurden Wassergranaten, die mich durchnässten. Kurzerhand schwang ich mich auf den Beifahrersitz. Ike saß am Steuer, drehte die Zündung um.
Bevor wir Winstons Dodge folgten, rief Ike noch zum heran eilenden Eb: "Ich leihe mir kurz deinen Wagen", und saußte los. Mit Sirene!
"Viel Glück", rief Eb hinterher, während er seinen Hut im Regenschauer zurecht rückte.

Keine Minute und mir wurde schlecht. Ike holperte noch rasanter über die Hügelstraße als Daddy.
Winstons Wagen dagegen verschwamm in der von Regen verschleierten Frontscheibe. Er bekam immer mehr Abstand.
Ike sackte zurück und drosselte den Motor. "Waltons Mountain wird nicht froh sein, wenn wir ohne Winston zurück kommen."
"Fahren wir doch ein Stück. Vielleicht bleibt er bei dem Schlamm irgendwo stecken."
"Du hast Recht. Nicht aufgeben."
So brummte des Sheriffs Wagen noch eine Meile vor sich hin. Wir standen vorm Umkehren. Als mir etwas auffiel: Hinter den nächsten Büschen bewegte sich etwas. Hastig, als wolle es so schnell wie möglich flüchten. "Da ist was, Ike. Wende noch mal."
Ike blickte durch das Gestrüpp. Seine Augen spannten sich. Auf Geheiß steuerte er durch die rutschigen Schlaglöcher und den trommelnden Regen.
Über uns erhellte plötzlich ein Blitz Winstons Gesicht. In einer Grube stak sein offener Dodge DC8, in dem sich immer mehr Schlamm sammelte und das Wrack halb verschluckt war. Winston versuchte mit seinem Koffer zu flüchten. Doch lagen bereits seine einzelnen Schuhe hinter ihm, wie festgeklebt.
Ike konnte nicht mehr abwarten, stolperte hinaus und durch den Regen zu Winston. Ich hinterher, mit den Handschellen aus dem Handschuhfach. Zur Not kein Schlüssel dabei. Das könnte uns unangenehme Sorgen bereiten.
"Ohne Gepäck sind Sie sicher schneller!" Ike hatte den Scharlatan - ohne dass der es bemerkte - erreicht und riss ihm den Koffer aus den Händen. Winston blieb stehen, sah ihn betrübt an. "Wissen Sie, wie es ist, als Bettler in New York zu vegetieren?!" Der raschelnde Regen übertönte seine Stimme, sodass er schreien musste. "Getrieben von Hunger und der Polizei! Hätte ich nicht die Gabe, aus Aufgeschnappten eine Lügengeschichte zu entwickeln, wäre ich längst tot!"
Ike aber zeigte auf den noblen Dodge. Der versank nun im Schlamm, wie Winstons Träume. "Dann hätten Sie wieder auf den rechten Weg gehen sollen, als Sie genug hatten!"
Winston versuchte nicht einmal im Ansatz seine Füße aus dem Matsch zu hieven. Als ich heran schritt, fielen seine Arme schlapp an die Taille, sein Kopf in den Nacken. Und er brüllte hysterisch den Donner an, während er Unmengen Wasser schluckte: "Ich war trotzdem gut! Ihr seid auf mich hereingefallen!"
"Es war eine Frage der Geschehnisse", rief ich Winston zu. "bis wir Sie enttarnt hatten. Ihr erster Auftritt bei Mr. Godsey hörte sich bereits sehr rätselhaft an." Als ich ihm die Handschellen anlegen wollte, sagte Ike noch: "Wir nehmen Sie fest wegen Betrugs und arglistiger Täuschung einer Gemeinde."
So lachten wir nun beide im Regen, mit einem Verbrecher in den Handschellen.

Am darauf folgenden Sonntag versammelten sich die Leute zum Gottesdienst. Es erschienen mehr, als üblich. Denn Ike hatte Reverent Fordwick um eine Bekanntgabe gebeten.
Nun erhob er sich vor dem Rednerpult, lächelnd und bewegt, einmal vor der gesamten Gemeinde zu stehen. Mit diesen Menschen hat er sich angefreundet und sich mit seiner Freundlichkeit in ihrer aller Herzen geschlossen. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, den Bewohnern - nach den letzten Vorfällen - ein bisschen Licht in die Herzen zu hauchen: "Sehr geehrter Mr. Godsey" , las der aus dem Brief vor sich vor. "Auf Ihre Anfrage von vor einer Woche können wir Ihnen nur mitteilen, dass es sich um den Bahnhofs-Architekt um einen Betrüger handeln muss, da wir niemand in Ihre Gemeinde geschickt haben. Bitte klären Sie die Leute darüber auf, und lassen sie den Mann umgehend festnehmen.
Dennoch akzeptieren wir die Bitte aus Ihrem Schreiben und genehmigen einen Bahnhofsbau in Waltons Mountain. Dieser müsste jedoch von ihnen selbst errichtet werden. Ein genormter Aufbauplan liegt anbei.
Geben Sie uns deshalb bis Ende der kommenden Woche über einen Gemeindeentscheid Bescheid, damit wir die Verlegung der Schienen umplanen können.

Hochachtungsvoll
Richmond, Fredericksburg and Potomac Railroad
102 Hull Street
23224 Richmond"


Stille, Verblüffung und Skepsis schienen greifbar, während Ike den Zettel zusammen faltete. Und angespannt wartete. Nach dem ganzen Durcheinander wollten die Einwohner von Waltons Mountain nichts mehr mit dem Bahnhof zu tun haben. Diesmal aber war es Ike, der den Bau befürwortete. Winston saß im Gefängnis von Rockfish, bis ihn die Polizei nach New York überführte. "Was haben wir diesmal zu verlieren?"
Die Menge erhob sich, trat aus den Reihen hervor, als wollte sie gehen. Doch sie lenkten auf Ike zu. Voran Yancy Tucker, der kopfschüttelnd sagte: "Ich bitte um ein Blatt Papier. Ich unterschreibe als erster die Bewilligung."
Glückseligkeit erlangt man erst, wenn man selbst etwas dafür tut, dachte ich mitten in der Menge, und nickte Daddy und Großvater zu, die zufrieden lächelten.

Nachwort

Nach einer mehrheitlichen Abstimmung setzten wir den Vorschlag der Bahngesellschaft um. Den Bahnhof errichteten wir innerhalb von zwei Monaten, da alle mit anpackten. Die Schienen kamen ein halbes Jahr später hinzu. Damit endete die abgeschottete Ära in Waltons Mountain mit dem ersten Zug, der an unserer Station hielt.
Zu dieser Zeit lernte ich jedoch auch eine neue, launenhafte Seite von Ike Godsey kennen, die er zum Glück kaum mehr aus sich heraus ließ. Was ich immer an ihn schätzen werde, ist seine gesunde Menschenkenntnis, die Freundlichkeit und seine Courage.

Gute
Nacht
Die Modellbahn fährt durchs Kinderzimmer. Plötzlich klingelt der Wecker.
(John-Boy) "Schon Zeit zum Aufstehen?" Draußen war alles finster.
(Jim-Bob) "Ich muss bloß meine Wecker-Lokomotive wieder aufziehen."
(John) "Spielt bitte erst morgen früh damit weiter. Gute Nacht allerseits."
(Jim-Bob und Ben zusammen) "Gute Nacht, alle miteinander."
Gäste Name in der SerieSchauspielerBemerkung
Ike Godsey Joe Conley Der Gemischtwarenhändler
Sir Albert Winston Albert WinstonBahnhofs-Schwindler
Mamie Baldwin Helen Kleeb Älteste Baldwin-Schwester
Emily Baldwin Mary Jackson Jüngste Baldwin-Schwester
Flossie Brimmer Nora Marlowe Pensionsbesitzerin
Yancy Tucker Robert Donner John Waltons Freund
Eb Bridges John Crawford Sheriff in Rockfish
Bemerkung

Der Pulitzerpreis und die Waltons-Gedenk-Medaille gebührt Danny Fränkel, der diese Episode - ein beinahe untergegangener Kindheitstraum von Peter Lemmer - erstellt und mit eigener Fiktion kreiert hat. (Ulrich Jaschek)
Ich selbst habe als Kind einige Wecker so umgebaut und auf meine Modelbahn fahren lassen. (Peter Lemmer)