Uli's Traumreise nach Waltons Mountain
Vielleicht sollte ich als ausgepowerter Journalist mal allein auf Reisen gehen und mit einer Motorpanne nachts in Waltons Mountains liegen bleiben. Nach einer kalten Nacht im Auto suche ich am Morgen Hilfe bei Ike und treffe auf die Baldwins, die mich freundlicher Weise in ihrem wunderbaren Haus aufnehmen. Nun habe ich mir in der kalten Nacht einen schlimmen Husten geholt, der sich zu einer Lungenentzündung ausweitet. Klar, dass die Baldwin-Schwestern Mary-Ellen um Hilfe bitten. Damit sich die alten Damen bei mir nicht anstecken, nimmt sie mich mit zu den Waltons und bringt mich im Schuppen unter, in dem John-Boy früher geschrieben hat. Ich habe hohes Fieber und sie gibt sich alle Mühe, mich wieder auf die Beine zu bringen. Alle helfen mit.

Bald ist übrigens Weihnachten und als ich kurz davor erstmals aufstehen darf, steigt John-Boy aus dem Auto. Der ist nämlich auf Weihnachtsbesuch aus New York gekommen. Nächtelang sitzen wir zusammen und diskutieren über die literarischen Klassiker und ich komme allmählich wieder auch zu schreiberischen Kräften. Und weil mich die Berge als Flachländer faszinieren, besuchen wir Großvaters Grab und ich platze plötzlich vor Inspiration. Ich hacke nächtelang auf meiner Schreibmaschine, die ich als Schreiber natürlich immer bei mir habe. John-Boy gefällt alles recht gut und fragt nach, ob wir gemeinsam ein Buch schreiben wollen. Klar, will ich – und die Waltons sind mir dankbar, weil John-Boy jetzt für ein Jahr daheim bleiben will, um mit mir das Buch zu schreiben. Erst winken die Verlage ab, gedrückte Stimmung und dann kommt irgendwie doch der Durchbruch. Und unser Buch wird dann sogar verfilmt. Ich will unbedingt Mary-Ellen als Hauptrolle. Aber Olivia ist dagegen und Mary-Ellen auch. Schade, dabei hatte ich nur sie vor Augen, als ich die Romandarstellerin beschrieb.

Nun will ich aber weiter kann den Waltons ja nicht auf Dauer auf die Nerven gehen. Aber ich soll bleiben. Elizabeth schreibt mir sogar einen langen Brief und auch John und Olivia meinen, dass sie mich gerne aufnehmen würden.

Cora-Beth funkt dauernd dazwischen. Sie hat rausgekriegt, dass ich deutsche Vorfahren habe und katholisch bin. Das bringt erstmal alle in der Gemeinde ins rotieren. Der Reverend und ich liefern uns erst heftige Streitgespräche aber in Dew Drop In bei Jason am Klavier begraben wir unseren Streit. Vorher ist irgendwas passiert, wo wir uns gegenseitig helfen mussten. Ich glaube, wir mussten uns vor einem der letzten Bären im Wald retten.

Zwischendurch ist übrigens Weihnachten, es schneit wie verrückt und Cora-Beth hat einen entzündeten Blinddarm. Mit dem Lastwagen bringen wir sie auf abenteuerlichsten Wegen nach Rockfish und dabei verknalle ich mich wie verrückt in Mary-Ellen, traue mich aber nicht, ihr das zu sagen. Cora-Beth wird natürlich wieder gesund und Mary-Ellen hat mich natürlich durchschaut. Aber Du kennst sie, das ist ja schwierig, bis es zwischen uns wirklich funkt. Cora-Beth kann mich zwar immer noch nicht richtig leiden, aber immerhin haben wir gemeinsam ihr Leben gerettet. Das war nämlich mächtig knapp, sie war schon ohnmächtig, als wir in der Klinik ankamen.

Unterdessen habe ich gelernt, wie man in der Sägemühle hilft, habe John-Boys Zeitung wieder erscheinen lassen, verdiene mit beidem meinen Lebensunterhalt und komme mit der ganzen Familie so gut klar, wie Bens Frau Cindy. Nach 36 weiteren Folgen heirate ich Mary-Ellen, schreibe Gedichte und Romane. Anders als John-Boy natürlich, um uns nicht in die Quere zu kommen. Mit Jason verbindet mich die Liebe zur Musik und Jim-Bob hat natürlich mein Auto damals klasse repariert. Nur Ben, der ist mir nicht so gewogen. Das verstehe ich zwar nicht, aber gebe mir immer Mühe, dass wir uns nicht streiten. Und dann Cindy: Die liest gerne meine Manuskripte und schreibt mir an den Rand, was sie nicht versteht oder was sie verbessert haben will. Wahrscheinlich ist Ben eifersüchtig. So ein Quatsch. Mary-Ellen und keine Andere für mich!

Der Wecker klingelt und ich erwache.

Aus ist es mit der ruhigen Zeit, das hektische stressige Deutschland hat mich wieder...
Aber nur bis heute nacht!

Herzliche Grüße

Uli Jaschek