Die Heimkehr Teil-1
Die schneebedeckten Berge von Waltons Mountain schauen aus einem Sonnenaufgang heraus
Erzähler (John-Boy)Mein Großvater pflegte zu sagen, dass niemand einen Berg besitzen kann, aber dort geboren zu werden, in dessen Schatten aufzuwachsen und zu sterben ist ebenso ein Geschenk und für uns etwas ganz Besonderes hier in Waltons Mountain.
Erzähler (John-Boy)Die Waltons Familie lebte hier nach bestimmten Bräuchen seit über 200 Jahren, aber nur eine kurze Zeit für diese Berge, die auf der Erde schon immer bestehen und immer bestehen werden. Als ich hier mit meinen Geschwistern aufwuchs, wusste ich, dass es keinen beschaulicheren und ruhigeren Ort auf der Welt gab. Ich war 15 Jahre alt und wuchs mit atemberaubender Geschwindigkeit. Jeden Morgen stand ich auf in der Überzeugung, wieder einen schönen Tag zu erleben. Ich versuchte diesen Winter meinen Vater zu ersetzen, da wir mitten in einer Wirtschaftskrise waren und ich das älteste männliche Familienmitglied war, denn mein Vater arbeitete 15 Meilen von hier in der Stadt und kam nur am Wochenende nach Hause. Doch heute war Weihnachten und wir alle warteten ungeduldig und freudig auf seine Heimkehr.
Die Kinder wandern über ein schneebedecktes Feld, eine Kuh im Schlepptau. Sie kommen am Stall an.
John-Boy (zur Kuh)Jetzt komm endlich du störrisches Vieh, sonst lasse ich dich nächstes Jahr auf der Weide stehen. Du bist eher ein Hase, der Haken schlägt. Macht die Tür auf!
Die anderen Kinder laufen los und öffnen die Tür, John Boy führt die Kuh in den Stall und versorgt sie, die anderen Kinder sehen ihm zu.
John-Boy zu Jason, der auf der Mundharmonika spieltKannst du kein Weihnachtslied spielen?
JasonEs ist noch nicht Weihnachten
John-BoyAber es ist der Weihnachtstag!
ElizabethWann ist Weihnachten, John-Boy?
John-BoyUm Mitternacht, wenn Großvater die Kirchenglocken läutet.
Mary-EllenGroßvater sagt, wenn der Weihnachtsmann kommt, wenn ihn niemand sieht und er die Wunder von der Geburt des Jesuskindes verkündet.
ErinGlaubst du das, John-Boy
John-BoyEs gib keine Wunder
Mary-EllenIch werde es herausfinden und beobachten, was um Mitternacht passiert.
BenIch komme mit, Mary-Ellen!
ErinIch auch
ElizabethIch auch
John-BoyIhr fragt zuerst Mama, bevor ihr um Mitternacht draußen herumrennt.
John-Boy zu ElizabethStell dir vor, er steckt dich in den Sack!
Mary-EllenIch frage Mama, ich weiß wie sie darüber denkt, sie erlaubt es bestimmt.
John-BoyWir sollten lieber zu Hause bleiben und Mama nicht noch mehr beunruhigen!
JasonIst was los?
John-BoySie hat zu viele Dinge im Kopf für heute
Mary-EllenWas denn?
John-BoyVater hat versprochen beizeiten zu kommen und er ist noch nicht da.
ErinVater kommt, das weißt du doch, John-Boy. Du weißt auch, wie umständlich es ist herzukommen.
John-BoyNatürlich: Zuerst muss er zum Lohnbüro, seinen Scheck abholen, dann zur Bank um ihn einzulösen, danach muss er die Fahrkarte holen, danach den Bus nach Charlottesville nehmen, dann einen anderen nach Heickery Creek und danach muss er noch 6 Meilen zu Fuß gehen, das dauert einfach.
ErinJa eben!
John Boy belädt die Kinder mit Holzscheiten
John-BoyJetzt lasst uns das Holz nach Hause bringen, sonst wird es heute nicht mehr warm zu Hause
Die Kinder gehen mit Holzscheiten beladen in Richtung Haus, schräg gegenüber der Scheune
Szenenwechsel: Die Mutter geht summend in den Keller und holt Äpfel, die Kinder kommen herein, der Großvater sitzt am Tisch und die Großmutter teilt die Suppe aus
EsterIhr kommt genau richtig für die Suppe!
BenSehr gut, ich habe Hunger wie ein Pferd!
EsterDie Wirtschaftskrise wird leider bald gar kein Pferd mehr haben
BenJa!
SamSoweit kommt es nicht! Franklin D. Roosevelt hat unser Land an einen Sozialfond angeschlossen und somit geht es uns bald besser!
John-Boy singtMeine Freunde, ihr seit alle meine Freunde
Ester unterbricht ihnHör auf so respektlos zu spotten. Es ist unser Präsident
SamIst die Kuh im Stall?
John-Boy, der noch immer verdutzt drein schautJa
SamDas war genau rechtzeitig, es kommt ein Unwetter
Mary-EllenWoher weißt du das, Großvater?
SamIch merke es an meinen Knochen
Mary-Ellen spöttischIst das nicht eher dein Rheuma, Großvater?
SamNein, meinen Knochen geht es sonst immer gut, außer das Wetter schlägt um, dann merke ich es!
Mary-EllenAber wie geht das?
SamDas ist eine Wissenschaft für sich!
John-Boy zu EsterWas hast du die vom Weihnachtsmann gewünscht?
Esterbessere Zeiten!
BenMeinst du das kann er erfüllen, Großmutter?
EsterEr bringt das, was man am Nötigsten braucht. Was hast du dir gewünscht?
Ester zu Samzum Großvater: Möchtest du noch Suppe?
SamNein, Danke
Olivia singt vom Keller herauf
Mary-EllenMama ist schon in Weihnachtsstimmung
John-BoyWas macht sie im Keller?
EsterSie holt Äpfel. Sie hat sich entschlossen, ihren Apfelkuchen doch noch zu backen.
John-BoyAber wir haben doch keinen Zucker mehr
SamSie will ihn noch kaufen
EsterSchade um das Geld
SamDas wäre kein Weihnachten ohne Livys Apfelkuchen
EsterMan könnte auch einmal drauf verzichten
Die Mutter steckt den Kopf zur Tür herein
OliviaWer will etwas Schönes sehen?
Mary-EllenIch!
Die anderen Kinder rufen dazwischen
OliviaMein Weihnachtskaktus blüht wieder. Ich hatte ihn fast vergessen. Erst im Keller habe ich ihn wieder entdeckt und er blüht immer noch.
Mary-EllenWie kann eine Pflanze nur an Weihnachten blühen?
BenVielleicht merkt er es in den Knochen, wie Großvater
OliviaIch bekam ihn von meiner Mutter als ich geheiratete habe. Er ist 17 Jahre alt
EsterSo lange hast du ihn schon?
OliviaEine Pflanze kann solange aushalten wie eine Ehe!
Samdas war 1916
BenVor dem Weltkrieg
Mary-EllenWarum hast du eigentlich geheiratet, Mama?
OliviaAus dem Grund, aus dem alle heiraten, Schatz. Aus Liebe!
Sie setzt sich an den Tisch
Mary-EllenWarum hast du dich in Daddy verliebt?
OliviaDas hatte viele Gründe: Er war so umgänglich und liebevoll, nicht war Großmutter?
EsterAlle meine Söhne sind umgänglich!
SamDas haben sie von ihrem Vater
Alle Kichern
EsterHört auf den alten Mann!
OliviaMeine Familie wollte nicht, dass ich euren Vater heirate, könnt ihr euch das vorstellen?
John-BoyWarum nicht?
OliviaMeine Familie ist baptistisch und euer Vater war zu dieser Zeit nicht religiös
EsterEr war religiös, er war nur kein Kirchengänger
OliviaMeine Familie sagte zu dieser Zeit, wir können nicht heiraten und John sagte, wir heiraten. Pfarrer Hicks sagte, er traue uns nicht, wenn John nicht baptistisch würde, da sagte John, dann können wir halt doch nicht heiraten und mir rutschte das Herz in die Hose. Dann lachte John und sagte zu Pfarrer Hicks, dass er nicht der einzige Priester sei, es gebe noch andere, die uns bestimmt gerne trauen und da schluckte der Pfarrer und sagte, dass er uns eventuell doch trauen könne.
ErinIst er dann in die Kirche gegangen?
OliviaNein, er hatte nie die Zeit dazu!
Jim-BobMama, heute Morgen haben wir den roten Mantel vom Weihnachtsmann gesehen
OliviaTatsächlich?
BenWir wollen heute Nacht auf ihn warten!
SamDer kommt nicht, wenn neugierige Kinder herumstehen und ihm zusehen, er macht dann kehrt und fliegt zurück, wo er hergekommen ist.
ElizabethIch wünschte Vater könnte auch fliegen
Jim-BobElizabeth, im Bus ist es bestimmt angenehmer
JasonWenn Vater fliegen könnte, käme er sich bestimmt wie ein Truthahn vor.
EsterMacht euch keine Sorgen um euren Vater
Olivia kommt im Mantel hereinWer knackt Walnüsse für den Kuchen?
Die Kinder stürmen los
OliviaIch gehe ins Dorf und hole den Zucker
SamSoll ich dich nicht besser fahren, Tochter?
OliviaDanke, Vater, aber ein bisschen frische Luft kann nicht schaden
SamWomit willst du ihn bezahlen, oder lässt du wieder anschreiben?
OliviaJohn wird bald mit dem Geld kommen und das wichtigste am Weihnachtsessen ist für ihn der Apfelkuchen. Den mache ich auf jeden Fall.
Sie geht
Die Kinder sitzen in der Scheune im Kreis und knacken mit Steinen Walnüsse in eine Schüssel
John-BoyPasst auf, dass keine Schalen zurückbleiben, sonst beißen wir uns am Kuchen einen Zahn aus.
ElizabethIch hoffe wir sehen den Weihnachtsmann und er bringt viele schöne Sachen
BenDa hättest du aber brav sein müssen
ElizabethWieso?
BenEr kommt nur dann, wenn man ganz brav war, oder zu den ganz Armen, aber zu dir kommt er nicht.
ElizabethWas habe ich getan, John-Boy?
John-BoyGar nichts. Sicher hat er auch ein Geschenk für dich
Jason zu ElizabethWas hast du dir vom Weihnachtsmann gewünscht, Schatz?
ElizabethEine ganze Reihe Puppen und Kleider
John-BoyUnd du Ben?
BenEine elektrische Eisenbahn
JasonWas willst du Jim-Bob?
Jim-BobEinen Teddybär
JasonFragt mich doch
John-BoyWas willst du Jason?
JasonEin Klavier
Mary-Ellen schreit auf
John-BoyWas ist los, Mary-Ellen?
Mary-Ellen brüllt losWas seid ihr ignorant und selbstsüchtig
ErinWas meinst du damit?
Mary-EllenDas wichtigste ist wohl, dass Mama und Papa hier sind
Jim-BobDas meinst du nicht wirklich
Mary-EllenWeil du nur an dich denkst!
John-Boy haut ihr auf den Rücken
Mary-Ellen springt auf und ballt die FäusteSag mir sofort, warum du das getan hast und entschuldige dich
John-BoyWarum sagst du solche Sachen, du hast es ja wohl verdient.
Mary-Ellen droht mit den FäustenIch schlag dich windelweich
ErinIch sage Mama, wie böse du bist und dann bekommst du morgen gar nichts zu Weihnachten
Mary-EllenIch will auch gar nicht Weihnachten feiern mit einer Petze wie dir.
John-BoyJetzt hör endlich auf, schließlich hast du angefangen
Mary-EllenDu bist so ein Idiot
Sie steht auf und rennt durch die Scheune
Jim-Bobwas ist mit Mary-Ellen los?
John-BoyManche werden total verrückt, wenn sie 13 sind
Mary-Ellen schreitDie Erde ist ein riesiger Ball und es sind nur 8000 Meilen ins All und gerade wir leben auf demselben Fleck. Geh doch woanders hin, wenn es dir hier nicht passt!
BenWarst du auch verrückt, als du 13 warst, John-Boy?
John-BoyIch hatte dazu keine Zeit, denn ich musste nach euch Kindern sehen (er schaut zu Mary-Ellen)
ElizabethDu meinst nach Kindern wie ich es bin?
John-BoyJa, unter anderem
Mary-Ellen brüllt ihn anDir ist es doch egal wie ich mich fühle, du behandelst mich immer noch wie ein Kind, aber ich kann gut auf mich selbst aufpassen!
ErinJohn-Boy, dauert die Wirtschaftskrise für immer?
John-BoyMr. Hoover sagt, es ist erst ein Viertel davon vorbei.
Jim-BobHat er die Wirtschaftskrise gemacht?
John-Boy lachtNein. Es passiert alles in New York. Dort gibt es etwas, das nennt sich Wallstreet und dort sind die Aktien abgestürzt. Die Banken hatten dadurch kein Geld mehr und mussten schließen.
Die Kinder sehen ihn ratlos an
John-Boy verlegenich habe es selbst nicht so genau kapiert!
Mary-Ellen (wieder ruhig)Wenn ich Millionär wäre, würde ich mir Goldtaler kaufen, wenn dann eine Wirtschaftskrise kommt, macht es mir nichts aus
ErinIch würde alles aufheben
ElizabethUnd ich hätte eine Menge Babys
ErinWas für welche?
ElizabethWelpen!
Die Kinder lachen schallend
ElizabethHört auf über mich zu lachen!
Die Kinder lachen weiter. Elizabeth steigt die Leiter zum Heuboden hinauf und setzt sich ins Stroh.
John-BoyHätte sonst noch irgendjemand irgendetwas, wenn er Millionär wäre?
Jim-Bob klettert Elizabeth nach, zieht sie aus dem Stroh und setzt sich neben sie, er legt den Arm um sie.
Jim-BobSei nicht traurig!
ElizabethWarum waren die so gemein, warum kann ich keine Welpen kriegen?
Jim-BobWeil das nicht funktioniert. Schau: Wenn du groß bist, bist du eine Frau, und eine Frau bekommt Babys.
ElizabethWillst du ein Geheimnis hören?
Jim-Bobo.k.
Elizabeth flüstert ihm etwas ins Ohr
Jim-BobWas?
Elizabeth lautIch werde so bleiben wie ich bin und nie groß werden
Jim-BobWie?
ElizabethIch drücke mich immer wieder zusammen, wenn ich merke, dass ich wachse, dann schrumpfe ich wieder.
Jim-BobWillst du nie groß werden wie Daddy?
ElizabethNein
Jim-BobWann hast du damit angefangen?
ElizabethWomit?
Jim-BobNa mit dem Schrumpfen?
ElizabethAls ich gemerkt habe, dass ich wachse.
Jim-Bob entsetztDu wächst?
ElizabethIch glaube
Jim-BobWo?
ElizabethHier Sie fasst in ihr Gesicht
Jim-BobUnd hast du es aufgehalten?
ElizabethSicher
John-Boy ruft heraufJim-Bob, Elizabeth, kommt helfen, damit wir fertig werden bevor Vater heimkommt.
ElizabethSag keinem ein Wort!
Jim-BobDas würde mir eh keiner glauben
Sie steigen vom Heuboden hinunter
Szenenwechsel: Olivia auf dem Weg zu Ike Godseys Laden
Fortsetzung folgt...
Mit freundlicher Unterstützung von Mary Ellen Januar 2006