The Walton’s 40th Anniversary Reunion 2012

Großes Familientreffen 40 Jahre danach
Erstmals nach Serienende feierten viele Waltons Wiedersehen

Am 29. September war der große Tag: fast die gesamte noch lebende Besetzung der Waltons-Serie - einschließlich Vater Ralph Waite, die Darsteller seiner sechs Geschwister, der Initiator der Serie Earl Hamner Junior und diverse Nebendarsteller und Gaststars - wird in Los Angeles historischem

"Wilshire Ebell Theater" zum 40. Geburtstag der Serie zusammenkommen

Eine Familienfeier der besonderen Art also mit besonderen Andenken, Erinnerungen, ausgewählten Gästen und sogar einem Diskussionsforum. Mutter Olivia alias Michael Learned und Vorzeige-Sohn John-Boy alias Richard Thomas kamen leider nicht. Dafür kam der Sohn von Richard Thomas.


Moderator, Earl Hamner, Erin, Mary Ellen, Jim Bob, Jason, Elizabeth, Ben, Ike Godsey und John Walton

Als besondere Gäste sind folgende Nebendarsteller mit dabei: Mariclare Costello (Lehrerin Rosemary Hunter Fordwick), Martha Nix Wade (Rose Burtons Nichte Serena Burton), Tony Becker (Elizabets Freund Drew Cutler - Er spielt auch bei "Unsere kleine Farm" mit), Leslie Winston (Cindy Walton), Angel Rhoades (Bens Tochter Virginia Walton), Charlotte Stewart (Das Findelkind Ruth Collier), Joe Conley (Gemischtwarenhändler Ike Godsey), Ronnie Claire Edwards (Frau von Ike Godsey), Lynn Hamilton (Verdie Grant), Hal Williams (Harley Foster), Todd Bridges (Der farbige Junge Josh Foster), Morgan Woodward (Boone Walton - Verwandter in den Bergen).


Erlebnisbericht von der deutschen Band Covered Grass
Sie besuchten am 29. September 2012 die Waltons 40th Anniversary Show und spielten dort ihr Lied

Da war, DER große Tag! Nach dem Frühstück gab es erst mal ein bisschen "Freizeit", die jeder nach seinem Gusto verbringen konnte.

Mittags verstauten wir unsere Instrumente im Auto und machten uns auf den Weg zum Wilshire Ebell Theatre. Vor Ort waren die Vorbereitungen in vollem Gange. Wir trafen auf Ray Castro, den Produzenten der Show, einige Bühnenarbeiter, die mit den Kulissen beschäftigt waren, Ton- und Lichttechniker, die alles für den Abend installierten und prüften. Und wir trafen auf Kami Cotler ("Elizabeth"), die u. a. bei den kulinarischen Vorbereitungen für den Abend half und uns sehr freundlich und freudig begrüßte, und auch auf Judy Norton-Taylor ("Mary Ellen"), die im Theater saß und offensichtlich mit dem Auswendiglernen eines Textes beschäftigt war. Auch Judy begrüßte uns sehr freundlich, war aber offensichtlich etwas verwirrt, als ich ihr sagte, dass Mary Ellen für mich als Kind meine Heldin gewesen sei, weil sie einer der ersten weiblichen Rebellen der damaligen Zeit gewesen sei. Sie fing sich aber schnell wieder und meinte, sie habe auch danach noch sehr oft die Rolle der Rebellin gespielt.

Für mich war es sehr aufregend, die Luft und die Atmosphäre in diesem altehrwürdigen Theater zu schnuppern. Im Vorraum saß übrigens eine Dame mittleren Alters, die das Ticket für die Veranstaltung von ihren Kindern geschenkt bekommen hatte. Sie war extra aus Connecticut angereist und überbrückte die Zeit, indem sie im Vorraum des Theaters ihren Lunch zu sich nahm. Sie hatte schon von unserem Lied gehört und freute sich sehr, uns kennen zu lernen.

Meine Erkältung, welche pünktlich am Abend vor unserer USA-Reise begonnen hatte, war glücklicherweise beinahe abgeklungen, so dass ich recht gut bei Stimme war. Und auch Joon, den es nach mir erwischt hatte, hatte seinen Infekt schon halbwegs überstanden. Unglücklicherweise war nun Volker an der Reihe! Er hatte kaum noch Stimme und wenn er sang, klang er wie ein Walross im Stimmbruch. Na, das lief ja rund! Wir suchten uns ein Plätzchen neben dem Theater, wo wir in Ruhe proben konnten, ohne die Vorbereitungen zu behindern und konnten zuschauen, wie der rote Teppich für den Abend ausgerollt wurde - wow! Joon sprang kurzerhand für Volkers Stimme ein, und nach kurzer Zeit klang der Song wieder so, wie er sollte. Erleichtert packten wir unsere Instrumente ein und fragten Ray Castro noch, ob wir sie bis zum Abend im Theater deponieren dürften. Er wies uns dafür eine Art Pförtnerkabine im hinteren Teil des Theaters zu.


Die deutsche Band Covered Grass begrüßt dem Manager Ray Castro.

Der große Augenblick rückte immer näher. Wir fuhren nochmals zurück zum Hotel, Volker versuchte, sich ein bisschen zu regenerieren, und wir anderen gingen eine Kleinigkeit essen, bevor wir uns auf die Zimmer zurück zogen, um uns für den Abend herauszuputzen. Gestriegelt und geschniegelt (wir sahen wirklich verdammt gut aus - Mann, bin ich stolz auf meine Männer!) trafen wir uns in der Hotellobby und gingen, die freudige Erregung war beinahe greifbar, zu unserem Wagen. Auf der Fahrt zum Theater übten Carsten, Joon und ich noch einmal unsere Gesänge, was glücklicherweise immer noch reibungslos funktionierte.

Als wir wieder am Theater ankamen, hatten sich schon zahlreiche Waltons-Fans entlang des roten Teppichs aufgestellt. Wir nahmen unsere Tickets in Empfang und suchten ebenfalls einen Platz am roten Teppich. Ich schaute mich um und nahm die Atmosphäre in mich auf. Es war ein tolles Gefühl, hier zu sein! Ein tolles Gefühl zu wissen, dass man nicht einfach hier stand, sondern Teil des Ganzen war. Die meisten Menschen hatten sich schwer in Schale geworfen. Alle waren gespannt und freuten sich auf ein unvergessliches Ereignis. Ein Fernsehteam interviewte die Leute, wollte wissen, woher sie kommen und welche Bedeutung die Waltons für sie haben. Auch wir kamen zu Wort. Volker sagte, dass wir extra aus Deutschland gekommen seien, um den Waltons unser Lied zu singen. Der Mann vom Fernsehen wollte gerne eine Kostprobe hören, so dass wir a capella den Refrain von "Goodnight John Boy" in die Kamera sangen. Wir, im amerikanischen Fernsehen - abgefahren! Meine Freude auf den Abend wurde immer größer.

Dann kamen die Schauspieler über den roten Teppich. Einige von ihnen kannte ich gar nicht, andere kannte ich zwar, wusste aber gar nicht, dass sie bei den Waltons mitgespielt hatten. Könnte es sein, dass in Deutschland nicht alle Staffeln ausgestrahlt wurden? Egal! Als ich Ralph Waite ("John Walton Sr.") erblickte, kamen mir die Tränen. Ich war einfach überwältigt, ihn so nah vor mir zu sehen und festzustellen, dass er immer noch sein liebes Lächeln hat! Auch Joe Conley ("Ike Godsey") zu sehen, sorgte für einen dicken Kloß im Hals. Es folgten etliche andere, darunter Judy Norton-Taylor und auch Kami Cotler, die wir ja schon mittags getroffen hatten, sowie ihre "Geschwister" Mary McDonough ("Erin"), Jon Walmsley ("Jason Walton"), David W. Harper ("Jim Bob") und Eric Scott ("Ben"). Sie alle sind, genau wie wir, natürlich um einiges älter geworden, doch ist jeder einzelne von ihnen immer noch problemlos zu erkennen. Einfach unglaublich, sie alle aus nächster Nähe zu sehen und genauso unglaublich, hier in Hollywood zu sein und am roten Teppich zu stehen! Unter dem unglaublich blauen Himmel Kaliforniens! Ich musste mich von Volker kneifen lassen, um mich zu vergewissern, dass ich nicht träumte!

Als die Schauspieler den roten Teppich passiert hatten, ging es in das sehr elegante Theater, wo die Gäste ihre Plätze einnahmen. Unsere Sitze lagen auf der linken Seite, etwa im zweiten Drittel. Von dort aus hatten wir einen guten Blick auf die Bühne. Es wurde langsam still im Saal und das Licht wurde herunter gedimmt.

Der prächtige, rote Samtvorhang öffnete sich, und auf der Bühne waren Paul Cardall am Flügel und ein Streichorchester vor der Kulisse des Waltons-Hauses zu sehen. Sie spielten das "Waltons-Theme", was mich in freudig-melancholische Stimmung brachte und mit begeistertem Applaus quittiert wurde. Bis auf den Pianisten verließen die Musiker schließlich die Bühne und es begann die eigentliche "Show": Nach der offiziellen Begrüßungsrede durch Earl Hamner betraten meist jeweils zwei Schauspieler, die in einzelnen Folgen mitgewirkt hatten, die Bühne und stellten sich an die beiden Rednerpulte. Sie erzählten kurze Anekdoten der Dreharbeiten und schließlich wurden auf zwei großen Leinwänden, die links und rechts neben der Bühne angebracht waren, Szenen aus der Serie gezeigt. Richard Thomas ("John Boy") und Michael Learned ("Olivia Walton"), die leider nicht persönlich kommen konnten, wurden per Video ins ehrwürdige Theater geholt. Ich muss gestehen, dass ich ziemlich erschrocken war, als ich Michael Learned sah. Es ist wohl die Kehrseite von Hollywood, das sich vor allem die weiblichen Schauspieler im verzweifelten Versuch, auf ewig jung zu sein, mit Lifting und Botox verunstalten lassen. Es hat wehgetan, sie so zu sehen. Die erste Hälfte des Programms beschloss Judy Norton-Taylor mit ihrem Auftritt: Im Halb-Playback sang sie "Our Love Is Here To Stay". Sicherlich einer der Höhepunkte des Programms.




Jim Bob, Jason, Elizabeth, Ben und Ike Godsey während der Show.

In der Pause strömten alle nach draußen, um in der lauen Luft des frühen, kalifornischen Abends etwas zu trinken. Ganz unprätentiös war ein Sonnenschirm vor dem Theater aufgestellt worden, unter dem sich ein Tisch und zwei mit Eis und Getränken gefüllte Kisten befanden. Man unterhielt sich über den bisherigen Teil des Abends, und ich nutzte die Gelegenheit, um auf meinen Mörder-High-Heels zur Toilette zu eilen, um rechtzeitig zum Ende der Pause wieder auf meinem Platz zu sitzen. Der zweite Teil der Show unterschied sich nicht großartig vom ersten. Ein Highlight war, als sich die Waltons Familie um den großen Tisch versammelte und sich zwanglos über die gemeinsame Zeit unterhielt. Lauthals lachen musste ich, weil Ralph Waite die meiste Zeit mit dem Mikrofon in seiner Hand herum spielte, es auf dem Tisch herum rollte, damit auf den Tisch klopfte, damit herum fuchtelte, um seine Worte zu unterstreichen, die man aber leider kaum verstehen konnte, weil er eben nicht ins Mikrofon sprach. Als seine "Kinder" ihm sagten, er solle doch das Mikrofon benutzen, schaute er auf das seltsame Ding in seiner Hand, als sähe er es gerade zum ersten Mal, und sang kurz, aber sehr melodramatisch, "Moon River" hinein. Das war dann mit Sicherheit mein absolutes Highlight des Abends, der mit einem Schlusswort von Earl Hamner und "Goodnights" beendet wurde.

Eigentlich wäre das der perfekte Moment für unseren Auftritt gewesen. Es hätte das Programm aufgelockert und die Show musikalisch abgerundet. Doch wir waren ja exklusiv für die After-Show-Party "engagiert". Und so bahnten wir uns den Weg zu besagter Pförtnerkabine, in der wir die Instrumente deponiert hatten, nur um ziemlich erschrocken festzustellen, dass man sie unter Pappkartons und Gerümpel verschüttet hatte. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie freigelegt waren. Der Weg führte hinüber in den Festsaal, wo die After-Show-Party stattfand. Es war ein wunderschöner, großer Saal mit hohen Bogenfenstern, Parkett, geschmackvoll eingerichtet und beleuchtet. Etwa fünfhundert Gäste standen in langen Schlangen, um sich mit Getränken und Essen zu versorgen.

Am Ende des großen Saales stand ein Flügel und davor ein Sänger mit Akustik-Gitarre sowie eine Violinistin, die ebenfalls sang. Wir vermuteten, dass auch wir uns später dort postieren sollten und brachten die Instrumente ganz in die Nähe der "Bühne". Im Gewühl suchten wir nach Ray Castro, um ihn zu fragen, wann denn nun unser Auftritt geplant sei. Er bestätigte die Vermutung, dass wir an selber Stelle spielen sollten, nannte uns eine Uhrzeit und verschwand wieder zwischen den Gästen.

Es blieb noch etwas Zeit und so holten auch wir uns etwas zu essen und stellten dabei fest, dass inzwischen die meisten der "Waltons" ihr Mahl beendet und den Raum bereits wieder verlassen hatten. Die beiden Musiker im Hintergrund taten ihr Bestes, doch die Anlage war nicht stark genug, um die Musik über den Lärm der Menschen hinweg zu tragen. Kaum einer der Anwesenden nahm Notiz von der Musik. Alle waren damit beschäftigt zu essen, zu trinken oder möglichst einen der Schauspieler zu erwischen, um mit ihm zu sprechen oder sich mit ihm fotografieren zu lassen.

Das waren keine guten Voraussetzungen für uns. Wie sollte sich eine fünfköpfige Bluegrass Band mit akustischen Instrumenten bei diesem Lärm und mit nur zwei vorhandenen Mikrofonen durchsetzen? Unser Enthusiasmus war ziemlich gebremst.

Nun gut... inzwischen war der Augenblick gekommen, unser Auftritt, dem wir Wochen - nein, sogar Monate - entgegen gefiebert hatten. Der Auftritt, für den wir viel Geld gesammelt hatten, für den wir mehr als 3000 Kilometer weit geflogen waren - hier war er!




Kein Bild vom Auftritt. Hier ein Bild von der Kleinkunstbühne in Bob Stane's Coffee Gallery Backstage.

Ein Mikrofon schraubten wir herunter, um damit Banjo, Mandoline und Gitarre zu verstärken, das andere musste für den dreistimmigen Gesang reichen. So eng es ging, gruppierten wir uns um die beiden SM 58 Mikrofone. Um ein bisschen Aufmerksamkeit zu wecken, sang ich a capella "Muss i denn zum Städele hinaus" und erklärte anschließend kurz, wer wir sind und warum und überhaupt. Volker zählte an und dann ging es los. Wir spielten unser Lied. Das Lied, für das wir einen weiten Weg gekommen waren. Blitzlichtgewitter brach über uns herein. Natürlich wollte die Presse diesen Moment einfangen. Im Saal blieb es aber unverändert laut. Während ich sang, schaute ich mich um und bemerkte, dass kaum jemand wirklich zuhörte. Das war ernüchternd und tat tatsächlich ein bisschen weh. Trotzdem! Ich hatte mich dazu entschlossen, diesen Abend und den Auftritt zu genießen. Und das tat ich auch so gut es ging. Wir gaben unser Bestes an diesem Abend, spielten und sangen wirklich gut. Wie schade, dass "Goodnight John Boy" fast im Lärm unterging. Am Ende gab es begeisterten Beifall - von den etwa zwanzig bis dreißig Menschen die zugehört hatten. Der Großteil der Leute hatte nicht einmal mitbekommen, dass es einen musikalischen Beitrag gegeben hatte. Der Lärmpegel war unverändert. Ziemlich schmerzhaft für ein Künstlerherz und wie gesagt: Ganz schön ernüchternd!

Wir waren von den Ereignissen wie paralysiert, sonst hätten wir wohl unsere Instrumente genommen und wären in den VIP-Bereich der Schauspieler gewechselt, um Ihnen dort unser Lied zu spielen. Ich habe noch versucht, mit dem einen oder anderen von ihnen zu sprechen, doch sie alle waren permanent von Fans und Presse belagert. Kami war sichtlich erschöpft und entschuldigte sich, weil sie einen langen Tag hinter sich hatte. Sie tat mir leid, und ich wollte niemanden bedrängen. So beließen wir es dabei, unsere eigens für den Abend erstellte CD zu verteilen und verschwanden in die laue Sommernacht, um unsere Wunden zu lecken. Ich fühlte mich nicht mehr als Teil des Abends..., eher überflüssig. Und ich glaube, den anderen ging es ähnlich. Auf meinem Weg nach draußen ging ich an Ray Castro vorbei, der mich nur leer anstarrte. Ich sparte mir ein Lächeln und einen Kommentar und ging.

In einer sehr lauten Bar bei Gin-Tonic und Bier beschlossen wir den Abend und versuchten, die positiven Aspekte des Auftrittes zu genießen..., Hollywood, Kalifornien, Sonne und ein unglaubliches Kapitel in der Bandgeschichte.


Schöne Grüße aus Hollywood.
Fühlt Euch ganz lieb gedrückt! Eure Corina & die Jungs von Covered Grass.