Das große Mißverständnis - Folge 26
Die 3D Diageschichte nacherzählt:
Kurzinhalt: Schlimmen Zeiten trotzt man am besten mit guter Laune. Nach diesem Rezept handelten auch die Waltons in der entmutigenden Zeit der Depression in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Ein Tanzabend sollte für Erheiterung sorgen. Getrübt wurde die familiäre Vorfreude auf den fröhlichen Abend jedoch durch eine Rechnung des Elektrizitätswerkes. John Walton war ratlos - er hatte kein Geld, um die Rechnung zu begleichen und so wurde die Stromlieferung unerbittlich eingestellt. Großvater Walton machte sich mit den letzten 22 Cent auf den Weg, um Kerzen zu kaufen, als ihm eine Idee durch den Kopf blitzte. Seine Bemühungen für die Familie Geld aufzutreiben, ließ ihn bei seiner Frau in Ungnade fallen und schließlich auf Ikes Spieltisch übernachten. Ob es Olivia gelingt, die Großeltern mit Unterstützung der Familie zu versöhnen?
Heute ist Scheunentanz
Obwohl der Tag mit einem freundlichen Morgen begann, zeichneten sich bereits die ersten Schatten einer Familienkrise ab. Mary Ellen schlug für nächsten Abend einen Familienausflug zum Scheunentanz am Mietstall vor. Der Vorschlag wurde beim Frühstück mit Begeisterung aufgenommen. Selbst die Eltern und Großeltern hatten Lust, sich im Tanz zu wiegen und die Alltagssorgen wenigstens für kurze Zeit zu verdrängen. Die größte Depression in der US-Geschichte bescherte auch den Waltons große finanzielle Probleme. Als Großmutter Walton erfuhr, dass sich ihr Jugendfreund Fred Hansen als ihr Kavalier beworben hatte, schnaubte ihr Mann verächtlich. "Dieser lackierte Affe war nie zu etwas anderem gut, als mit Dir das Tanzparkett unsicher zu machen". Großmutter erinnerte sich allerdings gerne an den vielen Unsinn, den sie in ihrer Jugend mit Fred angestellt hatte und lächelte über die Eifersucht ihres Mannes. "Ach Sam" sagte sie verträumt und wendete sich ihm zu, "die wilde irische Rose" werde ich nur mit dir tanzen." Großvater verbiss sich ein Lächeln und brummelte weiter, um nicht gleich zu zeigen, dass er dahin schmolz, wenn Großmutter ihn lieb anschaute.
John kann die Rechnung vom Jefferson Elektrizitätswerk nicht bezahlen.
Die Kinder brachen inzwischen zum Schulweg auf. Kaum war ihr Geplapper und Lachen verklungen, hielt ein Auto vor dem Haus. Ein Angestellter der Elektrizitätsgesellschaft stieg aus und kündigte verlegen an, den Strom absperren zu müssen. "Sie haben die längst fällige Rechnung nicht bezahlt", begründete er sein Vorhaben. "Gerne tue ich das nicht", fügte er hinzu, "aber wenn ich meine Aufträge nicht erfülle, verliere ich meinen Job". John Walton zog bedauernd die Schultern hoch: "Auch einige meiner Kunden schulden mir viel Geld, aber ich bekomme es ebenfalls nicht. Wer hat heute schon Geld?" Er schaute den Mann an: "Ich fürchte, Sie müssen Ihren Auftrag ausführen und den Strom sperren."
Opa bekommt die letzten 22 cent um Kerzen zu kaufen.
John griff nach seinem Hut, um sich auf den Weg zu machen, doch irgendwo die zwei Dollar und 17 Cent aufzutreiben, um die Stromrechnung im letzten Moment doch noch bezahlen zu können. Olivia griff zu ihrer Sparbüchse. "Es ist noch schlimmer als ich dachte", sagte sie und wog 22 Cent in der hohlen Hand. "Das ist alles!" Sie sah ihren Schwiegervater an und gab im die Münzen. "Kaufe bitte dafür bei Ike ein paar Kerzen, dann haben wir wenigstens Licht.
Missmutig klimperte Großvater auf dem Weg ins Geschäft mit den Münzen in der Hosentasche. An der Kreuzung blieb er plötzlich stehen, legte die Stirn in Falten, als denke er angestrengt nach und bog dann nach links statt zu Ikes Laden ab. Sein Entschluss stand fest.
John fährt los um sein verdientes Schwein vom Nachbarn zu verkaufen.
John besuchte unterdessen seinen alten Freund und Nachbarn Anker Barnes. "Ich habe nicht gerne Schulden", sagte Barnes und schon gar nicht bei einem Freund wie Dir". Voller Sorgen und Entschuldigungen erklärte er John seine finanzielle Situation. "In diesen Zeiten bekomme ich im Monat kaum einen Dollar zusammen". Allerdings bestand er darauf, John nicht mit leeren Händen gehen zu lassen. Er drängte ihn sein bestes Schwein als Anzahlung mitzugeben. "Ich wünsche dir, dass du es gegen Bargeld verkaufen kannst. Das müsste Dir dann wenigstens dafür reichen, ein paar kleinere Rechnungen zu bezahlen", fügte er hinzu.
John-Boy holte die Kerzen, die Opa kaufen sollte.
Als John-Boy aus der Schule zurückkehrte, empfing ihn seine Mutter mit besorgter Miene. "Bitte lauf zu Ike und schau, ob Dein Großvater noch dort ist! Wenn nicht, mach Dich auf die Suche nach ihm!". Sie berichtete ihm schnell, dass sie Großvater gebeten hatte, für ihr letztes Geld Kerzen zu kaufen, er aber bisher vom Einkauf nicht wieder zurückgekehrt sei. "Großmutter macht sich große Sorgen", fügte sie hinzu. "Ich werde ihn schon finden", erwiderte John-Boy und blickte aufmunternd um sich. Vielleicht hat er beim Spielen die Zeit vergessen".

Der Kaufmann jedoch schüttelte besorgt mit dem Kopf: Dein Großvater war schon seit Tagen nicht bei mir. Hab keine Angst, wahrscheinlich ist er am Fluss und beim Angeln eingeschlafen." John-Boy blickte ihn skeptisch an: "Das kann ich mir nicht vorstellen", sagte er. "Aber ich werde nachsehen". Im Gehen hielt er inne und wandte sich um: "Großvater sollte Kerzen kaufen. Können Sie mir einige auf Kredit mitgeben, bis ich ihn wiedergefunden habe?" Ohne zu zögern griff Ike in ein Regal und wickelte eine handvoll Kerzen in Packpapier und überreichte sie dem Jungen. "Ich erkundige mich inzwischen bei allen Kunden, ob sie vielleicht Deinen Großvater gesehen haben"
Opa ging in die Stadt mit den Baldwin Schwestern
Großvater erlebte unterdessen abenteuerliche Stunden. Sein Umweg führte ihn in das herrschaftliche Anwesen der Damen Mamie und Emily Baldwin, der Töchter des verstorbenen Richters.
Die Schwestern gingen nach einigem Nachdenken auf seinen Geschäftsvorschlag ein: Er würde ihre maroden Wasserrohre für 2,50 Dollar reparieren und für die Damen mit deren Auto nach Charlottesville fahren um für sie einzukaufen. Natürlich wollten die Damen nicht allein daheim bleiben und begleiteten den Großvater auf der vergnüglichen Fahrt mit Gesang, Spaß und lustigen Geschichten. Großvater war so von seiner Idee besessen, dass er nicht den Hauch eines Gedankens an seine Frau verschwendete, die ihn schon von einem Lastwagen überfahren oder von Banditen wegen 22 Cent ermordet irgendwo an einer Landstraße vermutete und sich immer mehr grämte.
Im Drugstore kaufte er Köllnisch Wasser für seine Esther.
Während Großmutter vor Sorgen nicht mehr ein noch aus wusste, schlürfte ihr vermisster Gatte im Drugstore auf "Kosten des Hauses" ein Schokoladeneis. Mr. Harper, der Inhaber und alter Bekannter der Baldwin-Damen hatte ihn eingeladen. Seine Großzügigkeit wurde womöglich durch ein kleines Andenken angeregt, das die Schwestern ihm mitgebracht hatten: Ein kleiner Steintopf, gefüllt mit dem, was ihr Vater "das Rezept" genannt hatte und sich in seinem Keller selbst braute. Harper und Großvater blinzelten sich wie Verschwörer zu, weil sie wussten, was die Schwestern nicht ahnten: Das Rezept hatte sich zu 100 Prozent bewährt.
8
Inzwischen hatte sich der Abend über Waltons Mountains gesenkt. Im Haus flackerten die Kerzen und in den Herzen der Waltons die Furcht um den Großvater. John-Boy versuchte, seine Geschwister mit Schattenspielen auf andere Gedanken zu bringen. Als John freudestrahlend heim kam und davon berichtete, welches "Schwein" er gehabt habe, die Gabe seines Freundes Barnes gegen Bargeld verkauft zu haben machte er kaum Eindruck damit.
Großmutter konnte ihre Angst kaum noch beherrschen, sodass John mit ihr im Lastwagen auf die Suche nach Großvater ging. Rein zufällig kamen sie am Baldwin-Haus vorbei, gerade als Großvater mit den beiden Damen dorthin zurückkehrte. Großmutters grenzenlose Erleichterung verwandelte sich im nächsten Moment in eine so tiefe Wut, dass sie den Baldwins nur mit äußerster Beherrschung gegenüber treten konnte. Die Heimfahrt entwickelte sich für den Großvater zu einem Spießrutenlauf, so heftig waren die Vorwürfe seiner Frau. Dadurch wurde er schließlich derart bockig, dass er sich weigerte, die Gründe für sein Ausbleiben und den Ausflug in die Stadt zu erklären.
Daheim entspannte sich die Lage keinesfalls. Großmutters Empörung war ungebrochen: Er vergnüge sich mit zwei Frauen, während sie voller Angst um sein Leben fast verrückt werde. Endlich polterte er die Treppen herunter und ließ sie mit ihrer Eifersucht allein.
Streit mit Esther. Er soll auf dem Sofa schlafen.
"Zumindest funktioniert der Strom hier ab morgen wieder", sagte John zu seinem Vater, um dessen Gemüt zu besänftigen. "Mit dem Erlös für das Schwein bezahle ich die Stromrechnung gleich morgen früh". "Das ist überhaupt nicht nötig", erwiderte der und ließ sich jedes seiner Worte genießerisch und triumphierend auf der Zunge zergehen, obwohl die familiäre Gewitterstimmung ihn sehr berührte.
"Ich habe im Haus der Baldwins gestern die defekten Rohre repariert und bin von den Schwestern großzügig entlohnt worden". Und dann berichtete er, wie er mit dem Auto der alten Damen in die Stadt gefahren sei, um die Stromrechnung auszugleichen und die Schwestern darauf bestanden, ihn zu begleiten. John starrte seinen Vater mit versteinerter Miene an: "Warum um alles in der Welt hast du Mutter das nicht gleich erzählt??"
"Meinst du, ich hab es nicht versucht?", sagte Großvater mit erhobener Stimme. "Sie war wie taub und wollte überhaupt nichts hören!" Großvater lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. "Wenn sie interessiert, wo ich wann warum war, soll sie es selbst herausfinden", sagte er trotzig. Sein Sohn betrachtete ihn und grinste. "Wie du willst", sagte er dann "aber ich hoffe, dass die Nacht auf dem Sofa nicht zu unbequem wird".
John Boy wird auf die Suche geschickt.
Großvater hütete sich, auf dem Sofa zu campieren. Genauer gesagt schlief er überhaupt nicht zu Hause. John-Boy erfuhr erst am nächsten Morgen, wie Großvater reagiert hatte, nachdem Großmutter ihn auf das Sofa verbannte. Kurz darauf habe er ein paar Kleidungsstücke in einen Koffer geworfen und sei aus dem Haus gestürmt, berichtete sein Vater.
"Und wo wird er jetzt sein?", fragte John-Boy. John spürte das Unbehagen in der Stimme seines Sohnes und zuckte mit den Schultern. "Vielleicht zu einem Freund? Ich weiß es nicht." Er nahm einen Schluck aus seiner Kaffeetasse und schaute dann seinen Ältesten wieder an. "Tu mir den Gefallen und geh zu Ike, um die Kerzen zu bezahlen. Bei der Gelegenheit kannst du dich nach Großvater umschauen".
Opa schlief bei Ike auf dem Billiardtisch.
Lange musste John-Boy nicht suchen. Ike begrüßte ihn grinsend und deutete mit dem Kopf hinter sich. "Da auf dem Spieltisch hat es sich dein Großvater bequem gemacht". Ike stützte sich mit beiden Händen auf den Tisch hinter dem Tresen. "Hörst du ihn schnarchen? Besser, du weckst ihn, bevor das die Kunden übernehmen. Ich öffne nämlich in einer Minute".
Vorsichtig berührte John-Boy seinen Großvater, um ihn zu wecken. "Magst du nach Hause kommen, Großvater?" fragte er vorsichtig. "Das kommt darauf an", erwiderte der verschlafen und rieb sich die Augen. John Boy sah in fragend an. "Wenn gewisse Leute einsehen, dass sie mich ungerecht behandelt haben und wenn sie hierher kommen, um mir das zu sagen".
"Glaubst du wirklich, dass Großmutter das fertig bringt?" sagte John-Boy zweifelnd. "Warum nicht? Sie hat schon viel schwierigere Situationen bewältigt". Großvater schwang die Beine über den Rand des Billard-Tisches. "Sie hat die Wahl, Junge. Sag ihr nur, dass ich hier bin."
"Natürlich werde ich das tun", erwiderte sein Enkel zögernd. "Ich kann kaum erwarten, dass sie zu dir kommt" und wandte sich zum Gehen. Bevor er das Geschäft verließ, überreichte er Ike das Geld für die Kerzen und erntete ein ernsthaftes Augenzwinkern.
Und plötzlich ging das Radio an.
Daheim streifte Mary Ellen maulend durchs Haus und ärgerte sich lautstark über den abgesperrten Strom. Sollte sie sich mit einem ungebügelten Tanzkleid auf dem Fest sehen lassen? "Deine Sorgen möchte ich haben", griff die Großmutter die Nörgelei auf. "Hier gibt es noch ein altes Bügeleisen das auf dem Herd aufgeheizt wird. Das habe ich in meiner Jugend benutzt und niemand hat sich über meine Kleider beschwert". Während sie auf ihre Enkelin einredete, statt zu schmollen ihr lieber im Haushalt zu helfen, tönte plötzlich derart laute Musik aus dem Radio, dass beide heftig erschraken. Der Strom war wieder eingeschaltet worden!

John betrat im gleichen Moment das Haus und erklärte seiner Mutter, dass ihr Mann die Stromrechnung bezahlt habe. "Großvater??" fragte sie ungläubig. "Wovon, bitte? Er hatte doch gar kein Geld!" "Doch!", erwiderte ihr Sohn, "weil er bei den Baldwins die undichten Rohre repariert hatte. Sie gaben ihm 2,50 Dollar in bar und fuhren mit ihm in die Stadt, damit er die Stromrechnung gleich bezahlen konnte. Eine kurze Verlegenheit umspielte zunächst Großmutters Augenwinkel, dann wurde sie gleich wieder wütend. "Aber zum Kuckuck, warum hat er mir denn das nicht einfach gesagt - oder wenigstens du?".

"Das hat er ja versucht", verteidigte sich John, "aber du hast ja gar nicht zugehört!" Großmutter musste nicht antworten, denn in diesem Moment erschien John-Boy im Haus, der freudestrahlend von seiner erfolgreichen Suche nach seinem Großvater berichtete. Nun mischte sich Olivia ein: "Ich bin sicher, dass Großvater dir auf halbem Wege entgegenkommt." Sie wischte den Küchentisch ab und schaute dabei zu ihrer Schwiegermutter. "Gib ihm doch die Chance!" Großmutter runzelte die Stirn und legte entschlossen ihre Schürze ab. "Ich setze meinen Hut auf", sagte sie zu John-Boy.
Esther fährt nach Ike um sich zu entschuldigen.
Großmutters Entschluss stand fest und nun konnte sie es kaum erwarten, mit ihrem Mann Frieden zu schließen. Frohen Mutes fuhr sie John-Boy in dem alten Lastwagen zu Ikes Laden.
Bei Ike angekommen, doch Sam war schon vor 15 Minuten gegangen
Bei Ike angekommen, täuschte Großmutter vor, sich ausschließlich für die ausgestellten Kleider zu interessieren, während John-Boy Ausschau nach seinem Großvater hielt. Er war nirgends zu sehen. "Er ist vor einer viertel Stunde gegangen", berichtete Ike. "Wieso? Er wollte doch hier warten", entfuhr es John-Boy. Er war fassungslos. "Hat er gesagt, wohin er wollte?" John-Boy fühlte, wie sich seine Großmutter beim Zuhören verkrampfte. Ike nickte. "Er wollte zu den Baldwins." Großmutters Schweigen sprach für sich. Leise und tonlos sagte sie dann: "Lass uns heimfahren". Auf der Fahrt versuchte John-Boy seine Großmutter zu trösten: "Er hat bestimmt einen Grund dafür, Großmutter, ganz bestimmt!" Großmutter antwortete nichts - und das war nun überhaupt kein gutes Zeichen für seinen Großvater.
Er war auf der Suche nach seinem Köllnisch Wasser, das er bei den Baldwins liegen ließ.
Großvater hatte nämlich plötzlich wie ein Blitz durchzuckt, dass er die Flasche Eau de Cologne, die er gestern bei Mr. Harper vom Rest seines verdienten Geldes für seine Frau gekauft hatte, bei den Baldwins vergessen hatte. So machte er sich schnellstens auf den Weg zu den Schwestern. Während Mamie bereitwillig ihre Einkäufe durchsuchte und dabei auf die Parfümflasche stieß, bot Emily ihm ein Glas vom Rezept an. Gestärkt und zuversichtlich kehrte er in Ikes Laden zurück, traf aber nur auf John-Boy. Der war nun wiederum auf der Suche nach seinem Großvater, nachdem er seine Großmutter daheim abgesetzt hatte.
Soetwas hatte mir Sam noch nie geschenkt, sagte Esther.
Schon nach wenigen erklärenden Worten seines ältesten Enkels begriff Großvater, dass schon wieder dunkle Wolken an seinem Ehehimmel aufgezogen waren. Er übergab John-Boy das Geschenk. "Nimm das deiner Großmutter mit", bat er. "Bring mich zu Ike, von dort gehe ich womöglich für eine Weile nach Fluvanna County und besuche meinen Cousin. John-Boy redete auf seinen Großvater mit dem Ziel ein, ihn vom Nachgeben zu überzeugen - erfolglos. Als er daheim seiner Großmutter das Geschenk überreichte, war sie überaus bestürzt. Er war froh, sich zurückziehen zu können, weil seine Mutter in der Nähe war. Aber sogar deren warme Zuneigung schien machtlos gegen den verletzten Stolz ihrer Schwiegereltern. Aber so leicht gab Olivia in ihren Vermittlungsbemühungen nicht auf. Ihr Lächeln verstärkte sich, als sie in der Küche plötzlich Mary Ellens Werk bemerkte.
Wir gehen zum Tanz sagte Olivia zu Mary Ellen.
Mary Ellen hatte die Hoffnung auf einen Besuch des Tanzabends praktisch schon aufgegeben. Der Streit ihrer Großeltern hatte die Stimmung im Hause der Waltons derart belastet, dass wohl niemand mehr in der Verfassung war, sich bei einer Tanzveranstaltung zu amüsieren. Trotzdem war sie dem Rat ihrer Großmutter gefolgt und hatte gegen ihre eigene schlechte Laune angearbeitet. Sie hatte so nicht nur ihr eigens Tanzkleid gebügelt, sondern sich wie zum Trotz auch der Bügelwäsche gewidmet, die sich eigentlich ihre Mutter zur Seite gelegt hatte. Nun trat die an ihre Seite und lächelte verschwörerisch. "Wie schön Dein Kleid aussieht", sagte sie. "Du wirst heute beim Tanz die Schönste sein". "Das glaube ich nicht", sagte sie ungläubig, "Mama, gehen wir wirklich alle zum Tanz?" " Ja, alle," antwortete Olivia entschlossen. "Einschließlich der Großeltern", fügte sie hinzu. Sie zögerte kurz und fügte hinzu: "Wenn mein Plan gelingt." "Plan?" fragte das Mädchen gespannt und verschränkte die Arme auf den Rücken. Olivia nickte. "Ein einziges Mal soll das Monster, das man Eifersucht nennt, einem guten Zweck dienen" Sie winkte ab. "Jetzt ist keine Zeit zum Erklären. Hol mir John-Boy. Ich werde ihn zu Ikes Laden schicken und ihm sagen, was er Großvater erzählen soll".
Oma ist ganz aufgeregt wegen ihres alten Verehrers.
"Wir gehen doch alle zum Tanz - und Großmutter kommt auch mit", berichtete John-Boy seinem Großvater, als er ihn in Ikes Laden unter dem Vorwand besuchte, ihm ein Sandwich zu bringen. "Tatsächlich, Großmutter auch?" fragte er. "Großvater, sie ist noch aufgeregter, als Mary Ellen", stachelte John-Boy. "Wegen dieses… wie heißt er noch… Verehrers." "Hansen, Fred Hansen" vollendete Großvater den Satz zornig. "Eigentlich schade, dass du nicht auch zum Tanz gehst", fügte John-Boy hinzu und schien betrübt. Einen Moment schwiegen Großvater und Enkel. Dann sprang der Großvater auf, streckte sich und sagte: "Wer meint, dass ich nicht hingehe?"
Ihr alter Verehrer Fred Hansen läd sie zum Tanz ein.
Der Scheunentanz brachte allen großen Spaß und Vergnügen. Auch die jüngeren Waltons waren aufgekratzt - besonders wegen der Erfrischungen. Großmutters Augen funkelten temperamentvoll, als sie den Takt der Musik mitschlug, während ihr Verehrter sie mit Komplimenten überschüttete. Selbst die Baldwin-Schwestern hatten sich den Tanzabend nicht entgehen lassen, gaben sich zwar etwas geziert aber glücklich.
Nachdem die Musiker die erste Tanzmelodie verklingen ließen und sofort die zweite anschlossen, blickte Großmutter plötzlich in die Augen ihres Verehrers. Mit einer galanten Verbeugung bat der Mann, den Großvater schlicht "geleckter Affe" geheißen hatte die Großmutter um die Ehre des nächsten Tanzes. "Darf ich", fragte er hoffnungsvoll und streckte ihr die Arme entgegen. Großmutter fühlte, dass sie rot wurde und ärgerte sich darüber. Sie blickte zu ihrem Sohn. "Aber Mutter, warum nicht, es ist Dein Festabend", sagte John aufmunternd.
Mit einer eleganten Bewegung dankte Großmutter glücklich für die Aufforderung zum Tanz und erstarrte im gleichen Moment. Denn wie aus heiterem Himmel erblickte sie die vertraute, große Gestalt, die mit entschlossenem Gesicht an den Rand der Tanzfläche trat. Sie wandte den Blick ab und schenkte ihrem Tanzpartner ihr sanftestes Lächeln. Im Saal verfolgte jedes Augenpaar die Schritte des Großvaters, als dieser auf die Baldwin-Schwestern zuging. Nach alter Schule forderte er Emily zum Tanz auf. John und Olivia schauten zu, wie Großvater und Großmutter beim Tanz immer wieder zueinander schielten und dennoch so taten, als hätten sie sich noch überhaupt nicht bemerkt. Wenig später nickte Olivia ihrem Mann zu. "Jetzt bist du dran!". John ging auf die Musiker zu und flüsterte mit ihnen, worauf sie lächelten und nickten. Und dann erklang es und erfüllte den Tanzsaal mit melodiöser Romantik: Die Melodie des Liedes Meine wilde irische Rose...
Großmutter registrierte den Klang sofort. Sie hielt im Tanz inne und wandte sich reflexartig ihrem Mann zu. Der tanzte gerade mit Mamie und hatte die Melodie anscheinend noch gar nicht erkannt. Obwohl sie ihre ganze Kraft aufwendete, konnte Großmutter ihre Tränen nicht zurückhalten. Endlich erkannte auch Großvater die Melodie - ihr gemeinsames Lied, das sie schon so lange Zeit begleitet hatte. Auch er verhielt mitten im Tanzschritt, brachte Mamie damit beinahe zu Fall und bat John-Boy durch heftige Kopfbewegungen, ihn abzulösen. Entschuldigungen murmelnd trat er zur Großmutter und trennte sie wortlos von ihrem völlig verdutzten Tanzpartner. "Unsere Melodie lässt jeden dummen Stolz vergehen und wird mich immer zu dir zurückführen". "Diesen Tanz habe ich nur für dich reserviert, Sam." flüsterte Großmutter. "Seit 50 Jahren!"
View-Master Bildscheiben enthalten herrliche Farbaufnahmen. Jedes einzelne Bild ist lebendig, 3-dimensional... zum Greifen nahe. Jede Packung enthält einundzwanzig vollfarbiqe dreidimensionale Fotos.
Hinweis: Die Bilder sind ähnlich der 21 3D Dias. Sie stammen aus dem Film. Der Text wurde frei der Folge 26 nacherzählt. (Danke Ulrich Jaschek!)