Die Ostergeschichte Teil-6 | |
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In Olivias Schlafzimmer: Miss Emily und Miss Mamie treten mit John ein | |
Olivia | Es ist so aufmerksam von Ihnen, mich zu besuchen! |
Emily | Wir möchten Sie wissen lassen, dass Sie in unseren Gedanken und Gebeten eingeschlossen sind |
John stellt ihr einen zweiten Stuhl ans Bett | |
Emily | Das ist sehr freundlich. Danke. Ich glaube daran, dass Beten Dinge verändern kann. Sie auch? |
John | Ich bin für alle Richtungen offen, Miss Emily |
Emily | Natürlich sind die Änderungen nicht immer so, wie man sie haben möchte |
Mamie | Es ist nicht immer leicht, das Schicksal zu akzeptieren! |
Emily zitiert | Gottes Wege erscheinen dunkel, aber früher oder später treffen sie die leuchtenden Spitzen eines Tages" |
Olivia | Das ist wunderschön! |
Jim-Bob schaut herein | Können wir jetzt das Geschenk hereinbringen? |
Mamie | Oh ja, bitte |
Der Großvater schiebt den Rollstuhl, in dem es sich Elizabeth gemütlich gemacht hat, ins Zimmer herein. Olivia starrt versteinert auf das Gefährt. | |
Emily | Wir hoffen, es wird nützlich sein! |
Mamie | Es ist ein ganz moderner |
Emily | Mr. Godsey hat uns geholfen, ihn zu besorgen |
Mamie | Schwester und ich sprachen mit Dr. Vance |
John blickt angespannt zu Olivia | |
Olivia zwingt sich zu einem Lächeln | Ein sehr aufmerksames Geschenk, Danke |
Emily | Wir wollten etwas Sinnvolles tun! |
Mamie | Für eine Veränderung. Das war sein Vorschlag |
Olivia starrt vor sich hin, die Ladies blicken irritiert | |
Emily | Ich hoffe, wir haben unsere Freundschaft nicht überschritten! |
Olivia | Aber nein! Sie sind die nettesten Freunde und Nachbarn, danke! |
Mamie | Schwester, wir müssen gehen |
Emily | Wir kommen wieder, wenn wir dürfen! |
Olivia | Tun Sie das! |
Emily | Nach dem Gottesdienst nach Ostern? |
Olivia | Ich freue mich darauf, auf Wiedersehen! |
Beide Schwestern | Auf Wiedersehen |
John blickt nachdenklich, der Großvater bringt die beiden Ladies hinaus. John bleibt bei Olivia und schließt die Tür | |
John sieht zu Olivia | Livie,....Liv! |
Olivia | alles in Ordnung |
Sie blickt zur Seite | |
Szenenwechsel: Dr. Vance wird von John hinunter gebracht | |
John | Was ist mit den Schienen? |
Doc | Sie abzunehmen hat bisher nicht geschadet und diese heißen Umschläge scheinen ihr recht gut zu tun |
In der Küche werden die heißen Tücher wieder vorbereitet | |
John | Haben Sie die Reflexe geprüft? |
Doc | Keine Änderung! Das ist ein guter, stabiler Rollstuhl. Olivia sollte lernen, damit umzugehen, wenn sie bereit dazu ist. |
John-Boy flippt aus und schreit | Ich will über diesen Rollstuhl nichts mehr hören! |
John scharf | Hör zu Junge, das reicht! |
Doc | Das ist schon in Ordnung. Ich gehe wohl besser |
John zu den anderen | Ich erlaube in diesem Haus keine Respektlosigkeit |
John-Boy haut mit voller Wucht auf den Tisch, Mary-Ellen steht betreten daneben | |
Ester | Das Wasser kocht! |
John-Boy und Mary-Ellen gehen ans Werk | |
Draußen pfeift es | |
John-Boy | Geh schon. Wir schaffen das. Ich nehme das alles |
Mary-Ellen läuft hinaus | |
Vor der Tür | |
GW | Bist du bereit für heute Abend? |
Mary-Ellen | Ich glaube schon |
GW | und du willst nicht kneifen? |
Mary-Ellen | Du etwa? |
GW | Nein. ich komme um halb acht |
Mary-Ellen | Okay. Aber GW, pfeife nicht heute Abend! |
Sie läuft zurück ins Haus | |
Szenenwechsel: Am Abend sitzt die Familie im Wohnzimmer und geht verschiedenen Beschäftigungen nach. Es klopft an der Haustür | |
John öffnet die Tür | GW! Komm rein! |
GW | Danke |
Ben | Hey GW |
GW | Guten Abend |
Ben | Ich habe so einen Anzug das letzte mal an einer Schaufensterpuppe gesehen |
GW | Wo ist Mary-Ellen? |
John-Boy | Sie ist oben! |
GW hoffnungsvoll | Ist sie krank? |
John-Boy | Nein, sie übt ein paar Tanzschritte |
John | Mrs Walton möchte euch beide gerne sehen, bevor ihr geht! |
John kommt in Olivias Schlafzimmer | Sieh wer hier ist! |
Olivia | Hallo GW |
GW | Guten Abend Mrs. Walton |
John | Mary-Ellen! |
Olivia zu GW | Öffne deine Jacke und lass mich deinen Anzug sehen! Du siehst reizend aus! |
GW | Danke |
Mary-Ellen kommt herein und trägt das neue selbst genähte Kleid | |
Mary-Ellen zu Olivia | Was meinst du? |
Olivia winkt sie zu sich und flüstert ihr ins Ohr | Du wirst dort das hübscheste Mädchen sein! |
Mary-Ellen | Ach Mama! |
zu GW | Lass uns zeigen, wir tanzen können |
GW zögert | |
Mary-Ellen streng | GW! |
Sie tanzen. Olivia und John strahlen um die Wette | |
Olivia | John, sind sie nicht phantastisch? |
John | Sehr gut, wirklich. Ich stelle es mir gerade vor, wenn die Musik dazu spielt. |
Mary-Ellen geht zu Olivia und verabschiedet sich | |
Olivia | Geht jetzt ihr beiden und habt einen wunderschönen Abend! |
Mary-Ellen | Danke, Mama |
Sie umarmt John | |
John | Auf Wiedersehen Schatz. Eine schöne Zeit, GW |
GW | Auf Wiedersehen! |
John | Bleibt nicht zu lange fort, hört ihr! |
GW | In Ordnung |
Olivias Blick geht zum Rollstuhl | |
Olivia | John, würdest du bitte dieses Ding aus meinem Blickfeld nehmen? |
John | Livie |
Er schiebt ihn hinaus | |
Am späten Abend. Mary-Ellen stürzt ins Haus und reißt sich den Mantel herunter. Sie rennt hinauf zu Olivia und kommt strahlend ins Zimmer. John-Boy und John sitzen auf Olivias Bett | |
Olivia | Wie war es? |
Mary-Ellen | Am Anfang war es schrecklich. Es war noch schlimmer, als ich erwartet hatte. Alle standen nur herum und starten einander an. Daher standen GW und ich auf und begannen zu tanzen. Und es war gar nicht so schlecht. Als es dann Zeit war heim zu gehen wünschte ich, es würde niemals enden. Drei Jungen baten mich um den nächsten Tanz. |
Olivia | Was hat GW dazu gesagt? |
Mary-Ellen | Er wollte, dass ich ihm verspreche mit niemand anderem zu tanzen als mit ihm. |
John | Hast du es versprochen? |
Mary-Ellen | Ich sagte ihm, ich denke darüber nach. |
Olivia strahlt | Main Mädchen! |
Mary-Ellen umarmt sie | Danke Mama! |
Olivia | Mach dich für das Bett fertig und dann komm noch ein wenig her zum plaudern |
Mary-Ellen | Ja! |
Olivia | Und vergiss nicht dein Kleid aufzuhängen! |
Mary-Ellen | Nein! |
Szenenwechsel: Am nächsten Abend am Küchentisch beim Essen | |
John angelt heiße Tücher aus dem Topf | Hier hast du es! Jason, mein Junge, heute ist dein großer Abend! |
Jason verlegen | Vielleicht |
Jim-Bob | Ich wünschte wir könnten mitkommen um dich zu hören! |
John | Ich sage dir etwas. Du wirst mitgehen! |
Jason | Wirklich? |
Sam | Mach keine Geschichten, Junge. Du weißt, was das kostet, wenn diese ganze Gesellschaft in die Show geht! |
John | Das kostet nicht sehr viel, Vater. Wir bekommen Sonderpreise, weil Jason dort auftritt. Und wenn er auf die Bühne geht sollte er uns Waltons klatschen und jubeln hören! Viel Glück, Jason! |
Ester | Ihr könnt mir und Livie dann alles erzählen, wenn ihr wieder zu Hause seid. |
Erin | Du kannst auch mitgehen, Großmutter |
John | Du musst mitgehen. Du hast ihn schließlich zu diesem Lied inspiriert. |
Ester | Ich würde sehr gerne, aber vielleicht braucht Livie etwas. |
Erin | Ich bleibe zu Hause mit Mama. Ich möchte gerne. |
John | Abgemacht! Reicht die Kekse weiter. Gib mir etwas Butter |
Im Schlafzimmer | |
Erin legt die heißen Tücher über Olivias Beine | |
Olivia gereizt | Nimm sie weg, bitte. |
Erin | Aber es ist noch nicht soweit! |
Olivia fährt Erin an | Nimm sie weg! Ich kann sie keine Minute länger ertragen |
Erin nimmt die Tücher weg | |
Olivia betreten | Schatz, es tut mir leid, dass ich dich so angefahren habe, obwohl du so lieb zu mir bist! |
Erin | Es ist schon in Ordnung Mama. Wenn ich an deiner Stelle wäre würde ich die ganze Zeit nur schimpfen. |
Ein Auto ist zu hören | |
Olivia | Oh, das klingt nach Daddy und den Kindern! |
Erin sieht aus dem Fenster | Sie kommen jetzt herein. Ich hoffe, Jason hat gewonnen! |
Olivia | Sie sind so schrecklich still. |
Erin | Das könnte bedeuten, dass Jason nicht gewonnen hat. |
Man hört jemanden die Treppe herauf rennen. John stürzt wortlos in den Raum und zieht sein Jackett aus. | |
Olivia | Wie war es? Hat Jason gewonnen? |
John krempelt sich die Ärmel hoch | Ich erzähle dir nicht was passiert ist! Wir zeigen dir was passiert ist. Komm! |
Er nimmt sie schwungvoll auf den Arm, Olivia stößt einen Schrei aus. | |
John | Wir gehen |
zu Erin | Nimm die Decke und komm auch. |
Währenddessen tragen die anderen Kinder das Sofa in die Mitte des Wohnzimmers | |
John-Boy | Passt auf den Stuhl auf! Okay, fertig |
John | Seht wer da ist! |
Er kommt mit Olivia und setzt sie auf das Sofa, die Kinder klatschen | |
Olivia | Es ist schön hier unten zu sein mit euch allen. |
John | Ich erzähle dir, was wir uns ausgedacht haben, als wir heute Abend zurück gefahren sind. Da ihr beiden die beste Show aller Zeiten nicht gesehen habt, haben wir uns entschlossen, eine kleine Show für euch zu machen. Großvater ist bereit, die Rolle von Mr. Osgood Tennyson zu übernehmen, dem größten Entdecker von verborgenen Talenten in der Welt. |
Die Kinder applaudieren wie wild. | |
Sam | Ich glaube, ich bin zu bescheiden, um diese Rolle zu übernehmen. Aber ich versuche es. Bitte, jetzt Applaus! |
Die Kinder klatschen | |
Sam | Nun meine Freunde, ich weiß ihr seid meine Freunde, danke, dass ihr zu meiner unvergleichlichen Show gekommen seid, die jeden Montag auf eurem Lieblingssender läuft. Zuerst, wir starten mit der tollsten Tiervorstellung, die ich in meinem Leben je gesehen habe: "Der Pfeifer und sein Hund" |
Ben und Jim-Bob kommen gerannt, Jim-Bob hat die Rolle als Hund übernommen | |
Ben | Okay, sitz! |
Der Hund (Jim-Bob) legt sich auf die Seite | |
Ben | Gib Pfötchen |
Der Hund macht Männchen | |
Ben | Spiel tot |
Der Hund holt ein Stöckchen | |
Ben geht von der Bühne, der Hund hinterdrein | |
Die Familie lacht | |
Sam | Habe ich es nicht gesagt? Der Hund ist absolut brillant. Aber er bräuchte ein neues Herrchen. |
Und nun, unsere nächste Nummer: "Eleanor, die Sprechkünstlerin" | |
Elizabeth steht auf und geht zur "Bühne" | Mary hatte ein kleines Lamm sein Fell war schwarz wie Ruß und überall wohin Mary kam setzte es seinen rußigen Fuß |
Sam | Sagte ich es nicht? Ist sie nicht wunderbar? Einfach brillant. Und man glaubt es nicht, dass sie erst 39 ist. Und nun die nächste Nummer an diesem Abend. Unser folgender Teilnehmer ist Jasbo Watton. Mr. Jasbo Wilton, Monsieur Jasbo Wilton |
Jason steht auf und flüstert ihm zu | Jason Walton |
Sam | Monsieur Jason Walton und sein phantastisches Gitarrensolo: Der Bügelbrett-Blues |
Die Kinder applaudieren und schreien, Jason nimmt seine Gitarre | |
Jason | Ich möchte dieses Lied meiner Großmutter widmen, die mich dazu inspiriert hat |
Er singt den Bügelbrett Blues | |
Sam | Nun Leute, obwohl alle anderen Teilnehmer durchaus talentiert waren, gibt es glaube ich dennoch keinen Zweifel, den ersten Preis dieses Wettbewerbs an Jasbo Walton zu überreichen. Hier ist er! |
Sam überreicht Jason die neue Gitarre, die er gewonnen hat. | |
Jason verlegen | Danke! |
Er legt die Gitarre seiner Mutter auf den Schoß | |
Olivia | Oh Jason, was für eine wundervolle Gitarre! |
Jason | Ja, sie ist wirklich toll |
Olivia | Ich bin ja so stolz auf dich. Und dank euch allen für diese tolle Show. Es war mindestens genauso gut wie dort zu sein! |
John-Boy | Jason, spiel für Mama was auf deiner neuen Gitarre! |
Szenenwechsel: In Sams und Esters Schlafzimmer. Beide liegen im Bett, Ester hat ein Buch auf den Knien | |
Sam | Es war ein langer, anstrengender Tag, schlaf jetzt |
Ester | Siehst du nicht, dass ich bete |
Sam | Leg auch ein gutes Wort für mich ein! |
Ester | Das tu ich immer! |
Sam | Ich benötige jede Hilfe, die ich kriegen kann |
Ester | Sam, du warst ein wirklich guter Ansager, heute Abend. |
Sam schlägt ihr Buch zu und kitzelt sie am Ohr | |
Ester | Das sollst du nicht, Sam |
Sie löscht das Licht | |
John Boy schreibt in seinem Zimmer ins Tagebuch | Ostern ist weniger als eine Woche entfernt. Der Frühling ist noch nicht in Sicht und Mama ist vom Gehen noch weit entfernt. Ich glaube, das ist das Jahr, in dem der Frühling niemals kommt. Keine grünen Knospen, keine Blüten, die Obst und Getreide versprechen. Die Menschen müssen vor Tausend Jahren auch schon diese Zweifel geplagt haben. Sie fragten sich selbst: Was müssen wir tun, um den Frühling wiederzubringen? Was können wir bieten als Tausch für das Ende des Winters? Der Anfang von neuem Leben? Mama ist wieder kräftig, was können wir nur tun? |
Szenenwechsel | Am nächsten Tag in Olivias Schlafzimmer. Ester und John-Boy sind bei ihr |
Ester | Meinst du nicht, du hast für einen Tag genug getan? |
Olivia setzt sich selbst auf die Bettkante | Nein, heute werde ich einige Schritte versuchen |
John-Boy lacht | Mama |
Olivia | Denkst du, ich stehe jetzt auf und schlendere zur Tür? Was für ein schönes Wort, John-Boy, schlendern. Ich habe nie richtig bemerkt, was für hübsche Wörter wir haben um das Wort "gehen" auszudrücken |
Sie legt ihre Arme um John-Boy und Ester | Gemächlich gehen, schreiten |
Ester | Bummeln, laufen |
John-Boy | und hoch... |
Olivia steht gestützt von Ester und John-Boy | |
Olivia | Und das alles kommt zustande, indem man einen Fuß vor den anderen setzt, ohne hinzufallen. Geh weg, John-Boy, heute schaffe ich es, jetzt oder nie. |
John-Boy hält nur ihre Hand, Olivia versucht einen Schritt und fällt zu Boden. | |
Olivia | Wenn es das erste Mal nicht gelingt... |
Sie helfen ihr auf, Olivia steht kurz allein, dann fällt sie wieder zu Boden | |
Olivia | Warum klappt das nicht? Meine Beine sind viel kräftiger geworden, die Schmerzen sind weg. Was ist los mit mir? |
John-Boy | Du hast dein Bestes getan |
Olivia | Habe ich nicht, sonst wäre ich fähig zu gehen, schlendern, schreiten |
Auch der dritte Versuch scheitert | |
John-Boy | Das reicht. Mehr nicht. |
Ester | Wenn du weiter machst gibst du alles auf, was du erreicht hast. |
Olivia | Was ich erreicht habe? |
John-Boy | Lass uns ins Bett zurückgehen. Gib mir deinen Arm. Du weißt, du hattest Recht, deine Muskeln sind stärker, deine Reflexe sind wieder gut. Vielleicht übst du zuviel! |
Ester | John-Boy, das reicht |
John-Boy | Manchmal, wenn du etwas Neues lernst und dein Kopf will, dass dein Körper etwas tut, was er nicht kann, geht es nicht. Und je mehr man daran denkt umso mehr sträubt sich der Körper. Als Daddy versuchte mir das Schwimmen beizubringen, versuchte ich alles auf einmal zu machen, was er mir sagte, und ich wäre fast ertrunken. Aber sobald ich lockerer war und ich an all das nicht mehr dachte, fiel es mir plötzlich ganz leicht. |
Olivia | Ich bin sehr müde |
John-Boy | Vielleicht morgen |
Olivia | Morgen könnte ein guter Tag werden, den Rollstuhl benutzen zu üben. |
John-Boy | Mama |
Ester | Komm |
Olivia | Schließ bitte die Tür, ich will etwas schlafen. |
In der Küche | |
John-Boy | Sie ist müde und verzweifelt. Morgen, wenn sie sich etwas besser fühlt |
Ester unterbricht ihn | Morgen beginnt deine Mama, den Rollstuhl zu benutzen |
John-Boy aufgebracht | Ich verstehe nicht, wie du das sagen kannst! Wir beide wissen, dass sie nicht aufhören darf, das Gehen zu üben. Wir haben das ganze doch begonnen! |
Ester | Sie hat ihr Bestes getan. Das haben wir alle. Es ist zwecklos. |
John-Boy schreit Ester an | Ich glaub das nicht. Sie hat Kraft in den Beinen. Ich werde sie nicht einfach aufgeben lassen |
Ester schreit zurück | Hör endlich auf, sie und dich zu quälen. Die einzige Möglichkeit, wie deine Mutter wieder Frieden in ihrer Seele finden kann, ist sich Gottes Wille zu unterwerfen. |
John-Boy brüllt | Ist es Gottes Wille, dass Mama den Rest ihres Lebens im Rollstuhl verbringen soll oder an Krücken geht? |
Ester ruhig | So scheint es |
John-Boy schreit | Ist das dein Gott? Dann werde ich seinen Willen nicht akzeptieren, für Mama nicht und auch für mich nicht. |
Er rennt zur Küchentür hinaus | |
Ester ruft ihm nach | John-Boy |
Er rennt weiter | |
Ester wieder | John-Boy |
John kommt aus der Scheune | Was ist los? |
Ester | Lauf ihm besser nach |
John rennt ihm hinterher | |
John-Boy rennt in die Berge, John kann ihm nur mühsam folgen. Nach einiger Zeit bleibt John-Boy an einem Felsvorsprung stehen und sieht hinab, John kommt kurze Zeit später dazu. | |
John, noch nach Atem ringend | Ich hoffe, du hast dich ausgetobt, mein Junge. Ich habe es jedenfalls |
John-Boy schweigt | |
John | Es geht dort ganz schön tief hinunter |
John-Boy sagt wieder nichts | |
John | Pass gut auf, Sohn. Du weißt wie leicht sich ein Stein lösen und der ganze Vorsprung hinabstürzen kann. |
John-Boy gibt einem Felsbrocken einen Tritt, welcher polternd hinunter fällt | |
John-Boy | Ich glaube, in dieser Welt kannst du auf nichts und niemanden zählen, stimmt's? |
John | Das glaube ich nicht, John-Boy! |
John-Boy | Mama hat aufgegeben. Sie hat einfach aufgegeben. Großmutter sagt, das ist für sie das Beste. Sie sagt, das sei eben Gottes Wille |
John | John-Boy, ich glaube, deine Großmutter hat Recht. |
John-Boy aufgebracht | Oh Daddy! Mein ganzes Leben wurde mir gepredigt, dass die Liebe und Barmherzigkeit Gottes uns behütet. was ist daran Barmherzigkeit oder Liebe? |
John | Das weiß ich nicht! |
John-Boy | Natürlich weißt du es nicht. Welche Art von Gott tut so etwas? |
John | Hast du das Gefühl, er hält seine Abmachung nicht ein? |
John-Boy | Er hat es nicht |
John | Vielleicht liegt es daran, dass es deine Abmachung mit Gott ist, aber nicht seine? Ich weiß nicht viel über den privaten Gott, den deine Mama und Großmutter haben, aber ich weiß, es gibt keine Macht in unserem Leben, die uns beschützt, aber auch verletzt und dies müssen wir eben hinnehmen. |
John-Boy schreit ihn an | Das sagst gerade du? Das sagst du zu mir? Du? Das klingt wie eine lächerliche Lüge, wie eine feige Flucht. Das ist, als ob man zum Himmel schaut und ruft: In Ordnung, Gott, es ist in Ordnung, wenn es dein Wille ist Ich akzeptiere das nicht, Daddy! Und ich verstehe nicht, wie du das akzeptieren kannst! |
John | Hör zu, Sohn: Es ist nicht meine Art aufzugeben und sich vom Leben eine Ohrfeige geben zu lassen. Es ist auch nicht die Art deiner Mama. Dinge, die du ändern kannst, solltest du auch immer versuchen zu ändern. Aber einiges kannst du im Leben nicht ändern. Herumzustehen und die Faust zum Himmel zu erheben ändert gar nichts. Es bringt dir Erleichterung für einige Minuten, aber ändert nichts. |
John-Boy schreit ihn unter Tränen an | Daddy, hör mir zu: Als ich ein Junge war, habe ich dich verehrt, ich verehrte den Boden, auf dem du liefst und ich versuchte von ganzem Herzen all das zu glauben, was du mir erzählt hast und ich versuchte genauso wie du zu sein. Aber jetzt bin ich an einer Weggabelung angekommen und ich glaube nichts von dem, was du mir gerade gesagt hast. |
John | John-Boy, du bist dabei, deine eigenen Antworten zu finden. Aber all das, was im Moment geschieht, gute Zeiten und schlechte Zeiten, trifft uns irgendwann alle. Was dabei zählt ist, wie wir damit umgehen und was du diese Zeiten dir antun lässt. Das ist es, was zählt! |
John-Boy | Das reicht mir nicht! |
John | John-Boy, das ist alles, was ich dir sagen kann. |
John-Boy | Es tut mir leid, Daddy, aber es reicht mir nicht. Es tut mir leid |
John-Boy geht, John bleibt nachdenklich zurück | |
Szenenwechsel: In Olivias Schlafzimmer John steht am Fenster und sieht hinaus | |
Olivia | Hör dir nur diesen Regen an |
John | Wir brauchen ihn dringend |
Olivia | Der letzte Winterguss |
John | Oder der erste Frühlingsregen |
Olivia | John, steht der Rollstuhl in der Nähe? |
John dreht verwundert den Kopf | Ja, das tut er, Liv. Er steht draußen in der Diele |
Olivia | Morgen beginne ich damit ihn zu benutzen |
John setzt sich auf ihr Bett | |
John | Was ist passiert, Liv? |
Olivia | Diesen Nachmittag hatte ich eine Stunde in Menschlichkeit. Ich muss das Leben so annehmen, wie es im Moment ist, nicht wie ich es gerne hätte. |
John | Bist du sicher? |
Olivia lächelt ihn an | John küsst sie zärtlich |
Olivia | Gute Nacht |
John | Gute Nacht |
Er dreht sich an der Türe noch einmal um und blickt sie an | |
Draußen dämmert es, Olivia träumt | |
Elizabeth ruft (im Traum) | Mama, Mama, Mama komm und hilf mir. Mama, Mama, hilf mir, der Teufel ist hinter mir her, Mama komm |
Olivia steht aus dem Bett auf und geht einige Schritte. Dann wird ihr klar, dass sie alleine aufgestanden ist und stützt sich gegen die Kommode, die dabei rumpelt. Daraufhin kommt John herbei gestürzt und starrt sie an | |
John | Livie! |
Olivia | Ich hörte Elizabeth rufen. Ich wollte nur zu ihr gehen |
John starrt sie weiterhin an | Du hast nur geträumt |
Die Kinder kommen hereingestürmt und starren ebenfalls auf Olivia | |
Olivia | Ich bin gesund! Ich bin gesund! |
Sie sieht hinaus und entdeckt die Krokusse | |
Olivia | Oh seht, sind sie nicht wunderschön? |
Elizabeth | Unsere Überraschung, Mama |
John geht zu ihr | Wie hast du das gemacht? |
Olivia | Ich weiß es nicht. Vielleicht hattest du Recht, John-Boy. Ich habe zu viel geübt. Als ich aufgehört habe, daran zu denken... |
John führt sie zum Bett | |
Olivia | Schaut mich an. Ich kann genauso gut laufen wie jedes einjährige Kind hier im Umkreis |
Sie setzt sich auf das Bett | |
John | Ich werde dich zum Tanzen führen, wenn du groß bist. |
Die Kinder umarmen jubelnd Olivia | |
Olivia | Ich werde gehen. An Ostern laufe ich wieder richtig |
An Ostern: Gottesdienst bei Sonnenaufgang: | |
Ich bin das Licht der Welt, sagte Gott. Jeder der mir folgt, steht nicht im Dunkeln, sondern im Licht des Lebens" | |
Die Gemeinde singt | |
Erzähler (John-Boy) | Meine Mutter ging zum Sonnenaufgangsgottesdienst an diesem Ostermorgen und in unseren Herzen war eine besondere Freude, wie sie dort stand, angelehnt an Vaters Schulter, in die ersten Sonnenstrahlen blinzelnd, die die Welt mit Wärme und neuer Hoffnung füllten. |
Viele Ostern sind seitdem vergangen, der eine oder andere Frühling kam sehr spät oder nicht enden wollende Winter brachten Trauer in unsere Herzen. Die Jahre brachten zahlreiche Blessuren und Prüfungen, Freuden und Leiden. Die gleiche uralte Frage kam auf - "Warum mein Kind?", "Warum meine Frau?", "warum ich?", "warum?". Und die Suche nach Antworten zog sich über Generationen fort, aber es ist immer wieder beruhigend für mich, das Stimmenecho dieser vertrauten und lieben Familie einzufangen, an diesem Osterfest, vor langer, langer Zeit. | |
Gute Nacht | |
Elizabeth | Mama? |
Olivia | Ja, Elizabeth? |
Elizabeth | Welche Krokusse magst du am liebsten? Die blauen, die gelben oder die weißen? |
Olivia | Sie sind alle wunderschön, ich mag sie alle gleich gern. |
Elizabeth | So wie uns Kinder? |
Olivia | Ja, so wie euch Kinder |
Elizabeth | Gute Nacht, Mama |
Olivia | Gute Nacht, Elizabeth |
Ende der Ostergeschichte | |
Mit freundlicher Unterstützung von Mary Ellen Oktober 2005 |