ErzählerAls wir in Waltons Mountain aufwuchsen, waren die Sonntage etwas Besonderes. Sechs Tage in der Woche trugen wir Alltagskleidung und Turnschuhe, aber am 7. Tag zogen wir unsere "Ausgehkleidung" an und schrubbten und bürsteten uns bis wir glänzten. Sich für die Kirche fertig zu machen war genauso ein Ritual wie die Gottesdienste, zu denen wir damals gingen. Ich erinnere mich noch gut an einen Sonntag im Februar, der wie jeder andere begann, aber in der größten Krise endete, die unsere Familie jemals erlebt hat, die unser behütetes Leben, das wir bisher als selbstverständlich hingenommen hatten, genauso wie unseren Glauben an Gott, in Frage stellte.

Zu Hause herrscht geschäftiges Treiben
ErinDie Blumen sind schön gewachsen, Mama und so bunt und frisch!
OliviaJa, sie sind wunderschön!
ErinSie bringen Farbe hier herein mit dem Grün und dem hellen Gelb, wenn es draußen so scheußliches Wetter ist.
Jim-BobDieser Käfer findet das auch!
Erin (schreit auf)Jim-Bob, tu diesen Käfer von mir weg!
Jim-BobEin ekliger Käfer.
Erin rennt davonTu ihn weg!
OliviaJim-Bob, lass Erin in Ruhe
Eine Mundharmonika ertönt, Jason spielt ein Lied
John-BoyDas ist ein schönes Lied, Jason.
JasonGefällt es dir wirklich?
Ester kommt im Mantel hereinSollten wir nicht gehen? Ich kann Leute nicht ausstehen, die zu spät kommen.
John-BoyAber dann würde jeder in der Kirche den neuen Hut und den neuen Mantel sehen!
EsterIst der Gottesdienst etwa eine Modenshow? Livy, du siehst krank aus.
OliviaDas Wetter macht mir zu schaffen, es verursacht Kopfweh
EsterDas Wetter!
OliviaIch habe das Gefühl, der Frühling kommt nie.
EsterJason, was du da spielst ist kein Lied für einen Sonntag
Jason spielt ein anderes Lied
EsterDas mag ich lieber.
OliviaIch mag das andere lieber.
Jason spielt wieder das vorherige
OliviaWie heißt es?
JasonIch habe ihm noch keinen Namen gegeben
OliviaHeißt das, du hast es selbst gemacht?
JasonHmmm
OliviaHabe ich nicht begabte Kinder?
John-BoyDas hat Daddy auch schon gesagt!
Ester zu SamLos, zieh deine Stiefel an, wir wollen gehen
SamJa, mein Schatz
Olivia zu JohnKomm mit uns in die Kirche
JohnVielleicht nächste Woche
Olivia seufztDas sagst du jeden Sonntag, seit wir verheiratet sind
JohnDu gibst auch nicht auf!
EsterEs wird dein Leben bereichern. Erhebe deinen Geist!
JohnWenn sich mein Geist weiter erhebt, stößt er an das Dach
ElizabethWir beten für dich mit Daddy
JohnTu das, mein Schatz
SamIch gehe auch nur wegen der Musik in die Kirche und weil man dort so schön laut singen kann. Er beginnt zu singen
JohnDu hast eine großartige Stimme, Vater
SamIch bewahre all meine Musik in mir, gehe ich dann in die Kirche, will sie hinaus. Das Wichtigste in meinem Alter ist, sich Vergnügen zu bereiten
Ester bindet ihm einen Schal umPass lieber auf, dass du nicht krank wirst und gar nicht mehr singen kannst.
SamDu bringst mich noch ins Grab. Singt laut!
Ben kommt herein geranntLos Allemann, John-Boy wartet schon im Wagen
Alle laufen hinaus
Olivia schreitMary-Ellen
Mary Ellen kommt die Treppe herunter
OliviaOh was für eine Freude, du hast ein Kleid angezogen
JohnDu siehst wirklich hübsch aus
Mary-EllenIch komme mir vor wie eine Vogelscheuche
OliviaDu bist eine hübsche junge Dame. Was versteckst du da hinter deinem Rücken?
Mary-Ellen zeigt es
OliviaMary-Ellen, du nimmst den Baseballhandschuh nicht mit in die Kirche
Mary-EllenAber Mama, GW will mir...
OliviaNein!
Die beiden gehen.
John ruft ihnen nachUnd schöne Grüße an den Reverend
Sam auf der Ladefläche des LastersBreitet die Decke über euch aus!
Die Familie fährt -laut singend durch Sam angestimmt- in die Kirche

Neue Szene - Die Kirche ist zu Ende, der Reverend steht vor der Kirchentür und verabschiedet die Leute
Reverend zu einer FrauEs war mir eine Ehre, sie alle hier zu haben, auf Wiedersehen
FrauAuf Wiedersehen Reverend
MannEin schöner Gottesdienst, Reverend
ReverendDanke, und auf Wiedersehen
FrauAuf Wiedersehen
Reverend zu EsterIch bin so glücklich, dass Sie alle en diesem Morgen zum Gottesdienst gekommen sind.
EsterEine schöne Predigt, Reverend
ReverendDanke MaŽam
SamIch habe Ihre Predigt genossen
ReverendDanke
Oliviakommen Sie bald mal zum Abendessen bei uns vorbei.
ReverendSehr gerne, Mrs. Walton
OliviaAuf Wiedersehen
Beim Heinuntergehen der Treppe
OliviaWar das nicht eine mitreißende Predigt?
SamPhantastisch, es war ganz phantastisch
EsterWoher weißt du das denn, du hast doch die ganze Zeit geschlafen
SamIch habe nicht geschlafen
EsterDu hattest die ganze Zeit die Augen zuund den Mund weit offen
SamIch habe meditiert!
Erin kommt angelaufenMama, Ben wird auch Priester, er kann Bibelverse aufsagen
BenGlücklich ist der Mensch, der die Weisheit findet und der, der Verständnis findet. Dieser Gewinn ist besser als der Besitz von Silber, seine Erfolge sind besser als Gold.
OliviaEs sieht so aus, als hätten wir einen jungen Prediger in der Waltons-Familie
ElizabethZwei! Ich will auch Prediger werden!
Alle lachen
ElizabethLacht nicht
OliviaNein, mein Schatz. Das ist wirklich ein guter Vorsatz
Auf dem Weg zum Auto geht Olivia in die Knie, John-Boy und Ester halten sie fest
John-BoyMama, was ist los?
EsterBist du mit dem Knöchel umgeknickt?
OliviaNein, meine Beine wollten nicht so wie ich
SamWir sollten vielleicht zurück in die Kirche gehen
OliviaEs geht schon
Mary-Ellen kommt angeranntMama, darf ich mit GW nach Hause laufen?
OliviaWenn du möchtest
BenWir gehen mit ihr
OliviaNein, das werdet ihr nicht
ElizabethWarum denn nicht?
John-BoyDas erkläre ich dir in ein paar Jahren, Schatz
SamIn ein paar Jahren brauchst du es ihr nicht mehr zu erklären!
OliviaIch habe ständig das Gefühl, ich habe in meinen Beinen keine Kraft mehr
EsterDas klingt, als brütest du eine Grippe aus
John-BoyWir bringen dich jetzt schnell nach Hause
Sie steigen ins Auto
John-BoyAlles in Ordnung?
Szenenwechsel - Mary-Ellen und GW auf dem Heimweg über verschneites Gelände
GWMary-Ellen, ich muss dich etwas fragen
Mary EllenRed nicht lange, frag einfach
GWGW. Versprich mir, ehrlich zu antworten
Mary Ellen nicktDu willst dir meinen Baseballhandschuh leihen?
GWNein. Die 8. Klasse feiert einen Frühjahrstanz
Mary EllenDas weiß ich
GWWillst du mit mir da hin gehen?
Mary EllenNein
GWDu hast mir versprochen ehrlich zu antworten!
Mary EllenIch kann nicht tanzen
GWdas kann ich auch nicht
Mary EllenWas sollen wir dann dort? Herumsitzen und dumm schauen?
GWMan kann das Tanzen lernen
Mary EllenIch nicht
GWWillst du nicht noch darüber nachdenken?
Mary EllenOk, aber meine Meinung wird sich nicht ändern!
Die beiden bewerfen sich mit Schnee und schliddern die Hänge hinab
Szenenwechsel - Die restliche Familie kommt mit dem Wagen zu Hause an. John-Boy läuft zu Olivia, um ihr aus dem Auto zu helfen und er führt sie zusammen mit Ester ins Haus
EsterWir werden dich sofort ins Bett stecken
Im Haus sitzen John und die Baldwin-Schwestern beim Tee
JohnDa kommen sie ja endlich. Schaut wer hier ist!

Olivia setzt sich auf die Armlehen des Sessels
Elizabeth und die anderenGuten Morgen!
EmilyWir waren auf dem Heimweg von der Kirche
ElizabethIch habe sie in der Kirche nicht gesehen
EmilyNein, mein Kind. Eine Schwester und ich sind Mitglied der Bischofs-Kongregation
MamieDie Baldwins waren schon immer dieser Überzeugung
EmilyVater war Dekan
MamieDaher fuhren wir so nah bei euch vorbei, dass wir anhielten und kurz hereinschauten
Oliviadas war sehr nett von Ihnen
EmilyWir wollten nicht heimfahren und einen weiteren langweiligen Sonntag verbringen
OliviaKinder, zieht die feuchten Stiefel aus!
JohnLos, bevor ihr euch eine Erkältung einfangt
EmilyIch bin so froh, dass wir gehalten haben
MamieIch werde immer an diesen Sonntag denken. Es ist so vergnüglich
JohnLivvy, schau, die Ladies heben dir ein kleines Geschenk mitgebracht.
Er gibt ihr ein Einmachglas in die Hand
MamieNichts Außergewöhnliches
EmilyMamies Pfefferminzgelee, es ist ausgezeichnet zu Lamm
Olivia gedämpftDanke
JohnLivvy, geht es dir gut?
EsterNein, tut es nicht. Sie fühlt sich sehr elend
MamieMein Gott, und wir sitzen hier herum und plaudern
JohnWas hast du Liebling?
OliviaGroßmutter meint, es ist die Grippe
MamieSchwester, wir müssen sofort gehen!
OliviaEs tut mir Leid, dass ich ihnen den Besuch verdorben habe
EmilyDas wichtigste ist, dass sie jetzt auf sich schauen, meine Liebe
SamIch begleite die Damen zum Auto
EmilyBefeuchten Sie ihre Schläfen mit Fliederwasser, das ist das wirksamste, was es gibt!
OliviaDanke
MamieAuf Wiedersehen
OliviaAuf Wiedersehen
JohnLivvy, du siehst fiebrig aus. Kam das in der Kirche?
OliviaNein, ich wachte heute Morgen mit Rückenschmerzen und einem steifen Nacken auf
JohnDu hast eine Erkältung. Du hättest nicht raus gehen sollen
OliviaÜbertreib nicht! Ein Nachmittag im Bett und ich bin so gut wie neu.
EsterIch mache dir einen Kamillentee, und du gehst ins Bett. Was machen wir mit diesem schrecklichen Pfefferminzgelee?
OliviaHeb es auf. Vielleicht bringen uns die Ladies das nächste Mal das Lamm dazu
Olivia steht auf
JohnKomm jetzt, lass dich hinauf bringen
Olivia fällt zu Boden, John fängt sie auf
JohnWas ist los?
OliviaIch weiß es nicht, meine Beine sind... Sie fühlen sich plötzlich so komisch an
JohnLiebling, ich trag dich rauf. Er nimmt sie auf den Arm und geht
Szenenwechsel - Die Kinder sitzen zusammen in der Scheune und schälen Maiskolben
JasonPass auf, dass du die Maiskörner nicht beschädigst
John-BoyDas tu ich schon
BenMais zu schälen ist genauso lustig wie es später zu Popcorn platzen zu lassen
Elizabeth...und es zu essen
Mary EllenJohn-Boy, kannst du tanzen?
John-BoyJa, etwas schon
Mary EllenWie viel ist etwas?
John-BoyNun, es ist genug um nicht über die Füße meiner Tanzpartnerin zu stolpern, wenn die Musik anfängt
Mary EllenKommst du dir nicht albern vor, so herumzuhüpfen während alle zuschauen?
John-BoyAlbern? Ja, manchmal kam ich mir albern vor
Mary EllenWarum hast du es dann getan?
John-BoySich albern zu fühlen kann auch sehr lustig sein!
Die Großmutter kommt aufgeregt zur Scheune und winkt John Boy zu sichJohn-Boy
John-Boy kommt zu ihr
EsterDein Vater möchte, dass du sofort Doktor Vance holst
John-BoyGeht es Mama schlecht?
EsterDu sagst ihm, dass sie ihren Kopf nicht drehen und ihre Beine nicht bewegen kann
John-BoyIhre Beine nicht bewegen?
EsterSag ihm das!

John-Boy läuft zum Wagen und startet ihn, die anderen Kinder kommen aus der Scheune und sehen ihm nach

Szenenwechsel - Schlafzimmer von John und Olivia, Dr. Vance, die Großmutter und John stehen an Olivias Bett
Dr. Vance dreht den Kopf von Olivia in alle Richtungen
OliviaAhh!
John und Dr. Vance gehen aus dem Zimmer

Währenddessen sitzen die Kinder um den Küchentisch und spielen Karten, John-Boy sitzt auf der Treppe und liest
JasonErin, du bist dran
Erin wirft die Karten hinIch will nicht mehr spielen
Benich auch nicht
John-BoyDreht das Radio an. Ich denke es ist Zeit für "Edgar Bergen und Charlie Mc. Carthy"
ElizabethWarum kommt Daddy nicht herunter und sagt uns, was mit Mama ist?
Mary EllenIch weiß nicht, was Dr. Vance die ganze Zeit da oben macht
Sam kommtEntschuldige John-Boy. Macht euch über Dr. Vance keine Gedanken, er ist der einzige "Knochenbrecher", der sein Handwerk wirklich versteht.
BenJohn-Boy, könntest du nicht nachsehen, was mit Mama ist?
John-BoyIch will Daddy im Moment lieber nicht stören
SamIch glaube, dass eine gute Neuigkeit den Abend noch retten würde
John-BoyAlso gut

John-Boy läuft die Treppe hinauf und findet seinen Vater im Gesprächmit Dr. Vance im Nebenzimmer
John-BoyDaddy, die Kinder machen sich Sorgen
JohnJohn-Boy, deine Mutter ist sehr krank
John-BoyWeiß Dr. Vance, was es ist?
JohnJa, es ist Polio
John-BoyPolio?
Doktor VanceKinderlähmung
John-BoyIst Polio sehr schlimm?
JohnEs ist schlimm
John-BoyMuss sie ins Krankenhaus?
Doktor VanceHeute können wir sie nicht hinbringen, sie darf nicht bewegt werden. Morgen sehen wir weiter
JohnLass uns noch nichts zu den Kindern sagen, Sohn. Lass uns nur sagen, Dr. Vance kümmert sich gut um eure Mutter
John-BoyOk., sicher
Dr. Vance geht
Mit freundlicher Unterstützung von Mary Ellen Juni 2005