Die Heimkehr Teil-4 | ||
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John-Boy schreibt in sein Tagebuch, die Großeltern sitzen vor dem Radioapparat. Olivia kommt herein, mit einem Geschenk in der Hand | ||
Olivia | Wisst ihr, wo John-Boy ist? | |
Ester | Oben. Ich glaube er hat ein Geheimnis, Livie. | |
Olivia | Ich fürchte auch, er schließt nämlich die Tür ab | |
Sam | Schhh. Hört! | |
Aus dem Radio | Inzwischen wurde von einem Toten bei dem Busunglück in der Nähe von Coalhill berichtet. Die Namen der zahlreichen Verletzten wurden bisher nicht bekannt gegeben, von der Cartwort Company wurde ein Weihnachtsgottesdienst anberaumt um für die Opfer zu beten. | |
Sam | Wir können nichts tun als abwarten | |
Olivia | Ich kann nicht einen Moment länger abwarten | |
Sie geht zur Treppe | ||
Olivia ruft hinauf | John-Boy, John Boy! | |
Joehn-Boy versteckt hastig seinen Block, auf den er immer noch schreibt, unter der Matratze | ||
John-Boy | Mama? Einen Moment! | |
Olivia an der Tür | Sofort öffnest du die Tür | |
Er öffnet. | ||
Olivia kommt herein und schnüffelt | Rauchst du etwa hier oben Zigaretten? | |
John-Boy | Nein, Mam | |
Olivia misstrauisch | Was treibst du dann? | |
John-Boy | Nichts, Mama | |
Olivia | Warum schließt du dann die Tür ab? | |
John-Boy | Ich habe sie verschlossen ohne darüber nachzudenken | |
Olivia sieht zum etwas unordentlichen Bett | Versteckst du etwas in deinem Bett, John-Boy? | |
John-Boy verlegen | Ja, Mam | |
Olivia | Ich möchte wissen, was du versteckst | |
John-Boy | Nur einen Block, sonst nichts | |
Olivia | Was um alles in der Welt machst du mit einem Block? | |
John-Boy | Mama, kann man in diesem Haus nicht einmal etwas Unbemerktes tun? | |
Olivia | Ich verstehe dich nicht, John-Boy. Dinge unter einer Matratze verstecken. Ist es etwas, worüber du dich schämen musst? | |
John-Boy | Nein, Mama | |
Olivia bohrt weiter | Warum versteckst du es dann? | |
Er geht zum Bett und zeigt ihr den Block | ||
John-Boy | Nichts Schlimmes, Mama. Nur meine geheimsten Gedanken. Das, was ich fühle, was ich denke, was heute geschieht und wie es vielleicht einmal sein wird, wie der Zug in Rockfish vorbeifährt und pfeift, wie der Fluss durch das Tal fließt und das Meer trifft und dass ich so gerne mal das Meer sehen möchte. Manchmal sitze ich einfach so da und sehe, wie der Bus abfährt und wie gerne ich auch darin säße und ich frage mich, was die Menschen darin miteinander sprechen und was sie vom Leben erwarten. Die Dinge bleiben einfach in meinem Kopf, ich kann nichts dagegen machen. Ich kann sie nicht vergessen und irgendwann wollen sie unbedingt raus und dann denke ich, ich bin verrückt, weil ich mich an den Schreibtisch setze und sie sofort aufschreiben muss. Manchmal denke ich wirklich, ich bin verrückt. | |
Olivia | Das glaube ich allerdings auch! | |
John-Boy | Die Dinge ändern sich , Mama, ich möchte etwas anfangen mit meinem Leben! | |
Olivia setzt sich zu ihm auf das Bett | Oh, John-Boy. Du gibst ein Versprechen für die Zukunft | |
John-Boy | Nein, das tue ich nicht. Aber ich würde es gerne. Ich möchte Schriftsteller werden | |
Olivia etwas enttäuscht | Oh, das möchtest du? Kannst du es dir nicht nocheinmal überlegen? | |
John-Boy | Im Moment geht es ohnehin nicht. Ich brauche erst eine gute Schulbildung um Schriftsteller zu werden und Geld verdienen zu können, wenn man das als Schrifstelle überhaupt kann. Aber ich kann Daddy nicht enttäuschen, er rechnet doch damit, dass ich die Mühle übernehme. | |
Olivia | Er möchte vor allem, dass du das beste aus deinem Leben machst | |
John-Boy | Ach, was sind schon irgendwelche Gedanken auf dem Schreibblock | |
Olivia | Wir reden darüber später weiter | |
Sie gibt ihm den Block zurück | ||
Olivia | Jetzt im Moment gibt es wichtigeres, worüber wir reden müssen. Heute Nacht geht kein einziger Bus mehr. | |
John-Boy | Vater wird heim laufen | |
Olivia | Ich möchte aber, dass du nach ihm suchst. | |
John-Boy | Ich werde tun, was ich kann. | |
Olivia | Versuche Charlie zu finden | |
John-Boy | Vielleicht ist er im Geschäft, sein Wagen parkt meistens dort. | |
Olivia | Bitte Charlie, dich hinüber nach Charlottesville zu fahren. Ein Auto kommt durch, wo es ein Bus nicht mehr schafft. Hier ist ein Dollar für das Benzin. Wenn du von deinem Vater nirgends etwas siehst, geh zur Bushaltestelle, wenn er dort auch nicht ist, versuche es im Krankenhaus | |
John-Boy irritiert | Was sollte er im Krankenhaus? | |
Olivia | Ein Bus ist heute früh vom Weg abgekommen und in einen Graben gestürzt, ein Mann ist tot und viele andere sind verletzt. Ich wollte dich damit bis jetzt nicht belasten, aber ich glaube, es ist wichtig, dass du es weißt. | |
John-Boy | Ich gehe los | |
Olivia | gibt ihm das Geschenk, das sie unter der Schürze hervorholt | |
Olivia | Wickle es jetzt aus | |
John-Boy öffnet das Paket und holt einen Schal hervor | ||
Olivia | Es sollte morgen unter dem Baum liegen, aber ich glaube, du brauchst es jetzt schon | |
John-Boy | das ist lieb von dir, Mama | |
Olivia | Ihn bekommt jeder von euch, Santa Claus hat dieses Jahr nicht viel mehr | |
Sie hängt ihm den Schal um und begutachtet John-Boy | ||
Olivia | Ich kann mir nichts Passenderes vorstellen | |
John-Boy | Ich auch nicht | |
Olivia | Es ist die Arbeit eines Mannes, jemanden auf die Suche zu schicken. Enttäusche mich nicht! | |
John-Boy | Das werde ich nicht, Mama | |
Olivia | Viel Erfolg | |
Er geht hinaus | ||
Sam an der Treppe | Wohin gehst du, mein Junge? | |
John-Boy | Ich suche nach meinem Vater | |
Szenenwechsel: In Ike Godseys Laden. Charlie sitzt in Handschellen neben Ike, der Sheriff spielt im Hintergrund Billard. | ||
John-Boy kommt herein und sieht sich um | ||
John-Boy | Hallo Charlie, Hallo Ike | |
Ike | Hallo John-Boy | |
John-Boy sieht die Handschellen und blickt erstaunt auf Charlie | ||
John-Boy | Was ist passiert, Charlie? | |
Charlie | Hast du schon mal so ein Heldenstück in deinem Leben gesehen, John-Boy? | |
John-Boy | warum hast du die Handschellen an, Charlie? | |
Charlie | ich weiß es nicht, John-Boy. Ich kam her um mit Ike eine Partie Billard zu spielen und | |
Charlie dreht sich nach hinten in Richtung Sheriff und wird lauter | dieser Typ da kam herein gepoltert und legt mir die Handschellen an, als ob ich Al Capone wäre. | |
Ike | Ich hätte dich sicher gewarnt, aber er hing hier herum seit Mittag | |
Charlie | Das wundert mich, denn ich habe sein Auto gar nicht gesehen | |
Ike | Er wollte nicht, dass du es siehst, es parkt hinter dem Haus | |
Charlie laut | Er hat den falschen Mann, du weißt das! | |
Ike | Ich wünschte es | |
Charlie | Wie meinst du das? | |
Ike leise | Ich meine, alle Hähnchen und Truthähne hattest du hinten im Auto, die Hälfte von ihnen hatte einen Stempel, aus welcher Firma sie kommen | |
Charlie wieder laut | Ich habe sie nicht geklaut, sie fielen von einem Lastwagen herunter, der vor mir fuhr | |
zu John-Boy | Es ist so Junge, du kannst mir das glauben ich habe sie gefunden | |
Der Sheriff kommt hinzu | Hm, du hast sie gefunden? Das stimmt, du hast sie gefunden, nämlich in der Lagerhalle der GMD Firma, wo letzte Nacht eingebrochen wurde. | |
Charlie | Ich war die ganze letzte Nacht hier, wo ich jetzt gerade bin, Ike, sag ihm das! | |
Ike | Ja, das stimmt, er war die ganze Zeit hier bis zur Sperrstunde | |
Charlie sieht den Sheriff triumphierend an | ||
Sheriff | Und nach der Sperrstunde ist bei der Firma eingebrochen worden | |
Ike | Sheriff, warum können Sie nicht bis nach Weihnachten warten ihn einzusperren? | |
Sheriff | Er ist wie ein streunender Hund und am sichersten nur im Gefängnis | |
Charlie | Aber Weihnachten ist nicht der Zeitpunkt, jemanden ins Gefängnis zu sperren. Ich wollte zu meinen Verwandten fahren. Hättest du nicht auch gerne am Weihnachtstag deine Verwandten um dich herum? | |
Sheriff | Doch, aber ich stehel keine Truthähne, also sehe ich meine Verwandten. Los, Ike, komm zu einer Partie Billard | |
Charlie | John-Boy, sag deinem Vater was geschehen ist, ja? | |
John-Boy | Mein Vater ist noch nicht zu Hause | |
Charlie leise zu Ike | Da stimmt doch was nicht, wenn John noch nicht zu Hause ist | |
John-Boy | Meine Mutter hat mich hergeschickt, in der Hoffnung, dass du mich nach Charlottesville fahren kannst um ihn zu suchen. Sie gab mir einen Dollar mit für das Benzin | |
Charlie | Verflixte Situation | |
Er versucht sich von den Handschellen zu befreien | ||
Sheriff | Ike! | |
Ike | Ich komme | |
Charlie | Hör zu, hier in der Jackentasche ist mein Autoschlüssel, du nimmst ihn, und fährst den Jungen rüber | |
Ike | Charlie, du weißt, ich kann das nicht tun, solange der Laden offen ist | |
Charlie | John-Boy, kannst du Auto fahren? | |
John-Boy | Oh, Daddy ließ mich öfter fahren, wenn er dabei war. | |
Charlie | Was stehst du dann hier noch rum? Nimm den Autoschlüssel aus meiner Jackentasche | |
John-Boy kramt in der Jacke von Charlie nach dem Schlüssel | ||
Ike | Du kannst den Jungen doch nicht alleine durch die Gegend fahren lassen, noch dazu mit einem Auto, angefüllt mit Diebesgut | |
Charlie | Du wolltest ja nicht, er muss die Chance kriegen | |
John-Boy | Danke Charlie | |
Charlie | Ike, was machst du dieses Jahr an Weihnachten? | |
Ike | Erst fahre ich zu meiner Familie, dann teste ich Miss Mamies Rezept | |
Szenenwechsel: John-Boy fährt in Charlies Wagen durch die Nacht und denkt an seinen Vater. Er ist so sehr in Gedanken, dass er den Vater reden hört | ||
John | John-Boy | |
John-Boy | Ja, Sir? | |
John | Du passt gut auf den Weg auf, ja? | |
John-Boy | Sicher, Daddy | |
John | John-Boy, an was denkst du? | |
John-Boy | ich erinnere mich daran, als ich ein kleiner Junge war. Ich hatte eine kleine Ente | |
John | Ja, eine kleine gelbe Ente, nur für das Bad. Du hast sie zusammengedrückt, damit sie nicht wächst. Eines Tages hast du sie zu fest gedrückt, und sie ging kaputt. | |
John-Boy | ich erinnere mich, wie du Geschichten erzählt hast | |
John | Auch dadurch lernt man. Eines Tages wolltest du die Welt erkunden John-Boy! John-Boy? | |
John-Boy | Ja, Vater? | |
John | Was willst du einmal sein? | |
John-Boy | Ich will wie du sein. Ich probiere es aus | |
John | Was probierst du aus? | |
John-Boy | Holz zu sägen, das, was du von mir erwartest | |
John | Das ist nicht so! Tu, was du für richtig hältst | |
John-Boy | Das kann ich nicht. Ich will wie du sein | |
John | Ich gebe dir einen Rat. Gehe deinen eigenen Weg, du wirst ihn finden | |
John-Boy | Ich versuche es, Daddy | |
John | John-Boy | |
John-Boy | Ich versuche es, Daddy | |
John | John-Boy | |
John-Boy kommt vom Weg ab und wird aus seinen Gedanken gerissen. Der Wagen steckt fest | ||
Szenenwechsel: John-Boy betritt eine kleine Kirche mitten im Wald, in der gerade Gottesdienst gehalten wird | ||
Der Pfarrer deutet John-Boy, er soll sich hinsetzen | ||
Die Gemeinde singt unbeirrt weiter | ||
Der Pfarrer | Hey, das war toll, weiter so. Obwohl draußen in dieser Nacht viel Schnee fällt, so seid ihr doch gekommen um zu erfahren, was dieses bedeutsame Buch sagt | |
Er hebt die Bibel hoch | ||
Er spricht weiter | Wollt ihr zwei oder drei Verse hören? Zwei oder drei? Zwei? Drei? Drei - das möchte ich auch. | |
Er liest | Mit der Geburt Jesu war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt noch bevor sie zusammen gekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete -durch das Wirken des Heiligen Geistes | |
Er liest weiter | Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. | |
Er hört auf und sieht zur Seite | Sicher habt ihr euch schon gefragt, wie wir das Fest des Herren begehen. Lasst uns den Vorhang zur Seite schieben und uns ansehen, was für heute vorbereitet wurde. Ich bin selbst gespannt, denn ich habe es unterstützt. Lasst uns anfangen | |
Er schiebt den Vorhang zur Seite | ||
Fortsetzung folgt | ||
Mit freundlicher Unterstützung von Mary Ellen Juni 2006 |